SWR3 Gedanken

SWR3 Gedanken

Sonntag morgen , die Glocken läuten, der Gottesdienst fängt an, andächtige Stille, dann die Predigt, 10 Minuten, ich will gerade mit dem obligatorischen „Amen“ schließen, da ertönt ein langes, durchdringendes „Miau“ aus einer der vorderen Ecken unserer Kirche. Mir wird heiß und kalt: Es wird doch nicht? Doch. Es ist. Mein Kater Fips sitzt auf einer der Regentonnen unter einem der Kirchenfenster und will sich nicht mehr beruhigen, weil er halt drinnen meine Stimme hört. Wir singen. Fips sitzt immer noch da und es hört sich fast so an, als ob er mitsingen will! Einige der Gottesdienstbesucher brechen in unterdrücktes Gelächter aus und unsere Küsterin versucht, den Kater wegzulocken.... Ohne wirklichen Erfolg. Schließlich opfert sich mein Mann und befördert den Kater zurück in unser Haus.
Im Nachhinein habe ich mich gefragt: Warum denn eigentlich? Ist das nicht genau das, was wir immer mit der Schöpfung tun – sie außen vor lassen? Vielleicht wäre Fips Gesang zum Gotteslob ja sogar viel schöner gewesen als unser Gesang?! Biblisch gesehen stehen wir alle gemeinsam vor Gott: Mensch und Tier. Es heißt eben nicht nur bei der Erschaffung des Menschen: “Gott segnete sie“ – sondern eben auch bei den Tieren. Sogar in die Arche hat Gott nicht nur die Menschen geschickt sondern auch die Tiere. Biblisch gesehen heißt es, dass die Schöpfung mit uns Menschen zusammen auf Erlösung hofft – und dazu hat sie wohl allen Grund. Sorry wenn das moralisch klingt, aber für mich ist tatsächlich ein Ausdruck meines Christseins, dass ich eben auch Achtung vor den Mitgeschöpfen habe. und die kommt nun mal oft zu kurz: Angefangen bei der industriellen Tierhaltung bis hin zu übertriebener Verhätschelung.
Ob nun zur Tierliebe dazu gehört, dass mein Kater in die Kirche kann, ist ja diskutabel. Ob der wirklich was vom Gottesdienst gehabt hätte, ist die zweite Frage - Vielleicht hieß sein Miau ja einfach: „Nun hör schon auf zu predigen?!“
https://www.kirche-im-swr.de/?m=1843
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