Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Sero te amavi. Ich finde, das klingt romantisch. Und das ist es auch. Denn sero te amavi heißt auf deutsch: Spät habe ich dich geliebt. Die Geschichte dahinter spielt in Mailand. Sie erzählt von Augustinus, einem hochgeachteten Professor für Redekunst. 31 Jahre ist er alt. Zur Zeit des Augustinus, in der Antike, vor 1600 Jahren, ist das nicht mehr ganz so jung. Und Augustin hat in seinem Leben ja auch schon einiges ausprobiert. Er hat sich einer Sekte angeschlossen und dann erkannt: Alles Lug und Trug. Nur Fassade, nichts dahinter. Er hat sich für Philosophie begeistert. Doch dann merkt er: Ein großes Denkgebäude, aber es ist kein Leben darin. Augustinus ist unruhig und auf der Suche. Da trifft er seine große Liebe, und es ist um ihn geschehen. Es wird die Liebe seines Lebens. Sie inspiriert ihn. Er verlässt seine langjährige Freundin und beginnt zu schreiben. Für die Liebe. Insgesamt 325 Bücher zählt er selbst. Spät hat diese Liebe angefangen, sero te amavi… Das klingt nach Hollywood und großem Kino, ist aber Religion. Denn die große Liebe im Leben des Augustinus ist Gott. Ich glaube, Gott würde diese Liebesgeschichte noch mal anders erzählen. Denn für Gott ist die Liebe zu seinen Menschen sozusagen eine echte Sandkastenliebe. Von Anfang an kümmert sich Gott um Augustinus als sein geliebtes Kind – auch wenn es 31 Jahre lang eine unerwiderte Liebe bleibt. Schon in der Bibel wird immer wieder betont: Gott ist unglaublich geduldig und hat großen Respekt vor den Wegen, die ein Mensch in seinem Leben geht. Den geraden und den krummen. Bis dann endlich auch Augustin dahinterkommt und sagt: sero te amavi, spät habe ich dich geliebt. Damit meint er auch: Was habe ich nur für eine lange Leitung gehabt. Wie lange hat es gedauert, bis ich gemerkt habe, dass Gott mich liebt. Nach vielen Irrwegen finden ein Mensch und Gott zusammen. Und das Besondere: es ist nie zu spät, solange man lebt. Denn Gottes Liebe hat Respekt vor dem anderen und sehr viel Ausdauer!

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