SWR2 Wort zum Tag

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Und wenn alles doch nur erfunden ist? Ich lese von neuesten Forschungen und Erkenntnissen.
Angeblich war das Volk Israel gar nicht in Ägypten. Zum hundertsten Mal lese ich, dass die Bibel ein Märchenbuch ist, voll von Legenden, um Kinder zu erschrecken, und um alt Gewordene auf den Himmel vorzubereiten - den es natürlich nicht gibt. Alles erfunden, alles Märchen.
Von mir aus können die Kritiker glauben, was sie wollen. Eins weiß ich bestimmt, selbst wenn alles nur erfunden wäre, wäre es phantastisch erfunden, phantasiereich, voller Menschenkenntnis, ein Spiegel in dem man schauen kann, eine noch gültige Darstellung von allem, was im Leben passieren kann, und zu was er fähig ist - der Mensch. Davon erzählt die Bibel. Und vor allem zeigt sie das Bild des vollendeten Menschen, nach dem die Zeitenwende benannt ist, der auch Nicht-Glaubenden Respekt abnötigt: Jesus Christus aus Nazareth
Ein Satz von Umberto Eco, aus einem Gespräch mit Kardinal Martini bringt es auf den Punkt:
„Wenn ich ein Reisender aus einer fernen Galaxie wäre und vor einer Spezies stünde,
die sich das Modell des Christus zu geben gewusst hat, das Modell der universalen Liebe,
der Vergebung für die Feinde..., würde ich überwältigt von dieser Energie sein. Und würde diese jämmerliche und niederträchtige Spezies, die so viele Gräuel begangen hat, allein dadurch als erlöst betrachten, dass sie es geschafft hat, sich zu wünschen und zu glauben, dies alles sei Wahrheit.“* Sagt Umberto Eco. Ich glaube, dass es Wahrheit ist, ich weiß es nicht, aber ich glaube es. So etwas kann man nicht erfinden, man konnte nur aufschreiben, was behalten wurde, von den Reden, Gleichnissen, von den Taten Jesu Christi, von der Wirkmacht Gottes.
Als Dokument des Glaubens, nicht als stenographiertes Protokoll. Angereichert mit vielen Bildern, die das aussagen sollen, was so schwer in nüchterne Sprache will. Ich glaube, dass die Bibel voller Märchen ist, voller wunderbarer Märchen, mit denen Gott uns Lebenshilfe gibt.
Ich glaube aber auch, das sie gefüllt ist mit historischen Zeugnissen, die uns davor bewahren Gott nur als sehnsüchtige Einbildung zu sehen. Ich glaube mit so vielen anderen, dass die Bibel so etwas ist wie ein Handbuch von Gott keine Gebrauchsanweisung, mehr ein farbiger Bilderbogen seiner Gegenwart in jeder Zeit. 

 * Umberto Eco, Martini 1998, S.92f

https://www.kirche-im-swr.de/?m=18396
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