SWR4 Abendgedanken

SWR4 Abendgedanken

„Ach wissen Sie“, hat er gesagt. „Ich kann gar nicht so gut mit Kindern.“ Und schwupps war er weg. Ich hatte ihn gefragt, ob er sich vorstellen könnte, bei einer Hilfsaktion mitzumachen, bei der es darum ging, etwas für Kinder zu tun! Ich glaube, er hat sich getäuscht: Er hätte Geld geben können. Er hätte einen Zaun um den geplanten Spielplatz setzen können. Er hätte mit seinem Autoanhänger Erdaushub wegfahren können.
„Ich kann da gar nichts tun. Leider. Tut mir leid.“ Das ist oft keine Ausrede, sondern eine Täuschung. Manche denken wirklich, sie hätten nichts einzubringen, wenn man sie um Mithilfe bei einer guten Sache bittet. Aber ich glaube, das ist manchmal einfach nur ein falscher Blick auf die Dinge. Im Neuen Testament wird einmal über eine Geldsammlung berichtet. Einige scheuen offensichtlich davor zurück, weil sie nicht so viel geben können wie andere. Die biblische Lösung ist ganz einfach: Gib, was du kannst! Und nicht das, was du nicht kannst (2.Korinther 8,2). Du kannst nur von dem geben, was du hast. Und mehr wird auch nie jemand von dir verlangen dürfen!
Das ist doch mal ein Wort! Gib, was du kannst! Gib, was du kannst! Und das mit einem freien Herzen, einem freien Willen, also freiwillig. Und die Welt sieht rund um dich herum ein wenig anders aus.
Ich tue das, was ich tun kann. Zum Beispiel 3 Stunden in der Woche für Kinder aus der Innenstadt aufbringen, mit ihnen spielen, Zeit für sie haben, ihnen das Gespür dafür geben, dass sie wertvoll sind.
Ich kann sie nicht erziehen, ich kann ihnen nicht einmal ein richtiger Freund sein mit so wenig Zeit. Aber ich gebe, was ich kann.
Ich hoffe darauf, dass der, der etwas anderes einzubringen hat, das genauso tut wie ich.
Ich kenne ältere Damen und Herren, die lesen einmal im Monat für eine Stunde Kindern aus Büchern vor. Das klingt nach ziemlich wenig. Ist aber für die Kinder eine der wertvollsten Stunden, die sie haben.
Ich weiß von einem Mann, der – fast gelähmt – den ganzen Tag liegen musste. Er gab, was er konnte: Seine Dankbarkeit und sein Lächeln haben alle in seiner Familie beflügelt und gestärkt.
Ich finde: Niemand sollte warten, bis er viel oder gar „alles“ geben kann. Einfach zu geben, was man kann, reicht völlig aus. Dass jemand gar nichts geben kann, das kommt ganz selten vor.

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