SWR3 Gedanken

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Kinderarbeit – das ist ein No Go – jedenfalls hier in Europa:
Kinder und Jugendliche sollen sich frei entwickeln,
sollen lernen, was sie für ein gutes Leben brauchen –
beschützt vor Ausbeutung und Überlastung.

Schon klar, dass das ein sehr „westlicher“ Standard ist.
Deswegen gibt es Initiativen gegen Kinderarbeit und Ausbeutung,
gegen die unmöglichen Bedingungen, unter denen Kids oft schuften müssen.
Siegel und Labels können ein gutes Gewissen machen.

Kinderarbeit – nein danke.
Dachte ich auch.
Da kam es ziemlich schräg, als unser Partnerland Bolivien in diesem Frühjahr
Kinderarbeit ab zehn Jahren ausdrücklich und per Gesetz erlaubt hat.
Wie jetzt – also doch Produkte aus Kinderarbeit kaufen?

Achthundertfünfzigtausend Kinder und Jugendliche
unter den zehn Millionen Bolivianern gehen arbeiten – jeden Tag.
Sind Schuhputzer, Reinigungskräfte, Helfer auf dem Bau – alles Mögliche. Gewerkschaftlich organisiert sind sie –
und haben gerade ein Gesetz gegen Kinderarbeit verhindert.

Zeig mir deine Welt – die Einladung unserer Bolivien-Partnerschaftswoche
ab morgen haben die bolivianischen Kinderarbeiter schon umgesetzt.
Sie zwingen uns, die hehren Standards und das reine Gewissen zu überprüfen;
wahrzunehmen, wo sogar Kinderarbeit im Moment nicht „pfui“ ist
und verboten gehört; sondern für den Unterhalt ganzer Familien sorgt.

Also fordern wir zusammen mit der Kirche dort
Arbeits-Sicherheit und gerechte Löhne
und Schutz der jungen Arbeitskräfte vor Missbrauch und Gewalt. Einerseits.
Und arbeiten andererseits daran und spenden Geld und bilden Leute aus,
die dafür sorgen, dass auch die Jugend in Bolivien
ihr Recht auf Bildung und Schule durchsetzen kann –
und dass es endlich genug gerecht bezahlte Arbeit für ihre Eltern gibt.

Irgendwann mal, hoffe ich, ist Kinderarbeit ein NoGo –
in Bolivien und weltweit.
Und bis dahin geht es nur mit Kompromissen –
die sind, wie in Bolivien, keine Lösung; aber wenigstens ehrlich

https://www.kirche-im-swr.de/?m=18319
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