SWR3 Gedanken

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Donnerstag, erster Tischri 5775 –
so würde das Datum heute im jüdischen Kalender heißen.
Rosh hashana, Haupt des Jahres nennen sie den Feiertag -
das jüdische Neujahrsfest in der alten Zählung.
Aber was heißt da „alte Zählung“!?
In Israel ist heute Neujahr – hoffentlich ist es es ein friedlicher Tag
im Heiligen Land, gerade auch mit den Nachbarn in Palästina.

Die Juden erinnern gleichzeitig an den Anfang der Schöpfung
und an die Geburt von Adam, dem ersten Menschen.
So ähnlich, im Grunde, wie christliche Gesellschaften ihr Geburtsfest
als Anfang ihres Jahres genommen haben:
Unser Neujahr ist ganz nah bei Weihnachten.

Und wer heutzutage – also in drei Monaten natürlich erst –
wer dann Frohe Weihnachten und einen guten Rutsch wünscht,
der oder die führt beide Neujahrs-Feste zusammen.
Vermutlich, ohne es zu wissen.
„Guten Rutsch“ klingt zwar nach Winter und Eis
und alles so glatt und gefährlich;
stammt aber aus dem jiddischen, aus der Sprache der Juden
in Mittel- und Osteuropa.
Aus „Rosch haShanaTova“ – gutes Neujahr – war da „a git Rosch“ geworden;
nur noch ein kurzer Weg zum guten Rutsch.

Ich finde es ja sowieso gut, immer mal wieder daran zu denken:
Bis Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts fast,
bis zu den schrecklichen Verbrechen der Nazis
mit Mord und Vertreibung an vielen Millionen Menschen
hat in Deutschland und in Europa das jüdische Volk dazugehört.
Und trotz allem leben Juden auch heute wieder sogar hier bei uns.
Mit allen Rechten, als Staatsbürger wie alle anderen.
Gut, dass Mitte September in Berlin Parteien, muslimische Gemeinden und Kirchen das noch mal klar gemacht haben:
Dass sie jede Form von Menschenverachtung bekämpfen
und jede Form von Judenhass – alsdas zu bekämpfen, was sie ist:
Blasphemie, ein Angriff auf Gott selbst….

Aber erst mal, für heute also: Shana Tova – ein gutes neues Jahr; für alle.

 

https://www.kirche-im-swr.de/?m=18317
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