SWR3 Gedanken

SWR3 Gedanken

Folgen sie mir unauffällig.
Wen der Kommissar im Fernsehkrimi so einlädt,
der oder dem gibt er noch eine kleine Chance:
Kann ja sein, du bist unschuldig –
und dann ist es besser, hier fällt niemandem was auf.

Ich folge dir dann mal unauffällig –
sag ich schon mal locker, wenn jemand will, dass ich mal mitgehe.
Ich will einfach überhaupt was sagen, statt nur hinterherzutrotten.
Kleine Kommunikationsspiele erleichtern die Szene ja manchmal.

Problematisch wird‘s, wenn das mit der Unauffälligkeit
auf das ganze Leben übergreift.
Schon okay – es muss auch Menschen geben, die unauffällig leben,
die mitschwimmen ohne anzuecken,
die einfach ihre Aufgaben erledigen und zufrieden sein können mit dem,
was sie sind und haben.

Christen dürften ruhig anders sein.
Christsein, das ist ja seit der Bibel: Einem folgen oder nachlaufen.
Lass die Toten ihre Toten begraben –
und du folge mir nach, sagt Jesus zu einem, den er bei sich haben will.
Kein Wort von „unauffällig“ – ganz im Gegenteil:
Klar, du wirst auffallen, du wirst gesellschaftliche Erwartungen missachten;
aber jetzt sollst du zu mir gehören – gibt es was Wichtigeres?

Und heute: die großen Kirchen fallen auf, klar. Manchmal sogar positiv.
Aber sehr sehr viele Christenmenschen leben ihren Glauben,
ohne dass es weiter auffällt. Tun viel Gutes,
kümmern sich um nahe und ferne Nächste, achten auf ihre eigene Seele…
Und niemand kriegt es mit.
Weil eben: unauffällig. Für sie selbst so selbstverständlich und alltäglich.

Es würde sich zweierlei lohnen, glaube ich:
Christinnen und Christen dürften ruhig öfter mal riskieren,
dass es auffällt, warum sie ihren Glauben lieben und ihre Nächsten lieben.
Und alle anderen: Dürften ruhig ein bisschen hinschauen
oder sogar nachfragen, wenn ihnen dann was auffällt.
Auch auf die Gefahr hin: das könnte ja ansteckend sein!

 

https://www.kirche-im-swr.de/?m=18315
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