SWR3 Gedanken

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Es ist eigentlich ein Skandal, was Jesus da erzählt in der Bibel,
darüber, wie wir uns das Reich Gottes vorstellen sollen –
also die Zukunft, die GOtt für alle Menschen bereithält.

Mit dem Himmelreich ist es wie mit einem Winzer,
der morgens Tagelöhner engagiert für die schwere Arbeit im Weinberg.
Wie das damals üblich ist. Einen Denar sollen sie kriegen –
das ist normaler Tageslohn, genug, eine Familie damit zu versorgen…

Und nach drei Stunden zeigt sich wohl schon,
dass die nicht fertig werden mit dem, was heute zu tun ist;
also engagiert der Winzer mehr Leute und schickt sie zur Arbeit.
Genau so auch noch um 12 Uhr mittags, ja sogar um drei am Nachmittag
und eine Stunde vor Feierabend noch mal.
Was die wohl den ganzen Tag über getrieben haben – aber: geschenkt.

Abends wird abgerechnet –
und die Kurzarbeiter – also die, die nur von fünf bis sechs im Job waren,
die kriegen jeder einen Denar.
Da machen sich die anderen natürlich Hoffnung:
Wenn schon die MiniJobber den Tageslohn verdient haben,
wird ja für sie ganz schön was herausspringen.
Haben sie sich aber verrechnet.
Auch für sie gibt es den einen Taler –
und da beschweren sie sich natürlich, weil sie das ungerecht finden.

Diese Geschichte liest sich heute fast ein wenig
wie biblische Kritik an dem, was auf dem Arbeitsmarkt üblich ist:
Da werden normale Vollzeit-Stellen in Minijobs zerschnippelt;
dafür gibt es einen vereinbarten Lohn –
vor allem aber spart der Arbeitgeber massiv bei Steuern und Versicherungen.
Dass ein Minijob zum Leben zu wenig ist, kann dem Arbeitgeber ja egal sein.

Da ist der Winzer in der Jesus-Geschichte aber ganz anders drauf:
Der zahlt jedem, was er braucht, damit seine Familie leben kann,
auch wenn er heute nur ganz kurz arbeiten konnte.

Klar: Wer gleichen Stunden-Lohn für alle will, findet das einen Skandal.
Aber so ist das bei GOtt:
Gerechter Lohn ist sicher mehr als gleicher Lohn;
gerecht ist, wenn’s zum Leben reicht!

https://www.kirche-im-swr.de/?m=18313
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