SWR3 Gedanken

SWR3 Gedanken

Es gibt Leute deren Sommer war nicht Freiheit und Party,
nicht Meer oder Berge, nicht Sport und Spielen und Freunde treffen.
Es gibt Kinder und Jugendliche, die gehen heute das erste Mal wieder in die Schule.
Und machen Witze und grinsen. Und versuchen sich zu konzentrieren.
Und schaun‘ sich die neuen Lehrer an,
vielleicht auf einer neuen Schule mit lauter Unbekannten.

Aber der Sommer war anders:
Vielleicht die Diagnose der Mutter, vielleicht der Unfall des Vaters.
Einer verletzt, eine den Freund verloren.
Kommen und verstecken den Schmerz.
Oder haben immer noch nicht richtig begriffen was eigentlich passiert ist.
Und jetzt sollen sie wieder funktionieren.

Binomische Formeln; Vokabeln, Grammatik, Sport;
ethische Reflexionen, politische Überlegungen:
Zwischen Mathe, Reli und Politik weint keiner; weder in den Pausen
noch im Unterricht.
Und doch; was passiert ist verhängt die Seele und den Verstand wie mit einer Wolke.

Auf keinen Fall wollen sie Mitleid:
Nicht diese Blicke, weil jemand etwas erzählt hat oder etwas in der Zeitung stand.
Wollen eigentlich nicht darüber reden, sondern nur, dass alles wäre wie vorher.
Und doch brauchen sie Aufmerksamkeit und Trost,
und mutige Freunde und Freundinnen.
Und Lehrerinnen und Lehrer, mit denen man reden kann.
Und die auch verstehen, dass nichts so groß ist wie die Sehnsucht nach Normalität.
Und die Wut darauf, dass nichts mehr ist wie es war.

‚Dein Wort ist meines Fußes Leuchte und ein Licht  auf meinem Weg‘.
so betet einer in der Bibel.
Das gilt vor allem dann, wenn ein Weg verdammt finster ist.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=18293
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