SWR2 Wort zum Tag

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„Einer von den führenden Männern fragte Jesus: Guter Meister, was muss ich tun, um das ewige Leben zu gewinnen? Jesus antwortete: Warum nennst du mich gut? Niemand ist gut außer Gott, dem Einen“. (Lk18, 18f par.)

Jesus lehnt es ab, daß man ihn „gut“ nennt. Das gibt zu denken. Menschen und Dinge als gut zu qualifizieren ist eine Anmaßung? So legt es die Antwort Jesu nahe. Das Maß des Guten ist kein menschliches Maß. Es kommt dem Menschen nicht zu, dieses Maß zu verwenden. Es ist eine Anmaßung, weil eine Person von außen definiert wird, und losgelöst von den Beziehungen, in denen sie sie ist,.

Etwas ganz anderes ist es, einen Menschen „gütig“ zu nennen. Dabei ist sofort die Beziehung im Blick, in der er oder sie zu anderen Menschen steht. Ja, vielleicht ist sogar nur ein konkreter Moment im Blick. Außerdem ist es eine subjektive Beschreibung. Andere würden diesen Menschen in dieser Situation vielleicht nicht als gütig beschreiben – sondern vielleicht einfach als dumm.

Ein guter Mensch? Die Guten – waren früher unter den Edlen, den Adeligen, den Mächtigen zu finden. Jedenfalls waren sie es, die definierten, was gut ist. Heute noch wissen Diktaturen genau, wer die Guten und die Bösen sind.

Etwas ganz anderes hat es mit der Güte auf sich. Wer zur Beschreibung einer Person und ihres Handelns das Wort „Güte“ verwendet, denkt an diese Person in ihrer Beziehung zu anderen. Güte stammt aus Zuwendung. Sie zeigt sich im Blick, mit dem ich andere ansehe. Güte ist so sehr an Beziehungen und Situationen gebunden, dass sie nicht Teil eines Gegensatzpaares ist, wie gut und böse. Güte kann man daher auch nicht festlegen und vorschreiben. Güte ist ein zerbrechliches und gerade deswegen so kostbares Gut. Denn die Güte eines Menschen hat zur Folge, dass diejenigen, die mit ihm zu tun haben, dabei ihre eigene Möglichkeit zur Güte entdecken.

„Niemand ist gut außer Gott“. Dem Menschen kommt es zu, gütig zu sein, an die Güte zu glauben, die Güte stark zu machen. Dieser Akzent taucht - für mich – in dem, was der gegenwärtige Papst sagt und tut, immer wieder auf. Statt das Gute oder das Wahre zu definieren, spricht Franziskus bemerkenswert oft von der Güte. Den Menschen, den Christen und den besonders den Kirchenleuten stellt er immer wieder vor Augen, dass allein die Güte ihnen Zukunft gibt.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=18289
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