SWR2 Wort zum Tag

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Madeleine Delbrel: Sozialarbeiterin, Schriftstellerin, katholisch und mystisch  - eine interessante Frau, vor 50 Jahren ist sie gestorben. Mit 20 Jahren hat sie die lebensentscheidende  Entdeckung gemacht. Im Rückblick schreibt sie: „Wenn ich aufrichtig sein wollte, durfte Gott, der nicht mehr strikt unmöglich war, auch sicher nicht als inexistent behandelt werden. Ich wählte deshalb, was mir am besten meiner veränderten Perspektive zu entsprechen schien: Ich entschloss mich zu beten. Dann habe ich betend und nachdenkend Gott gefunden, aber indem ich betete, habe ich geglaubt, dass Gotf mich fand, und dass er lebendige Wirklichkeit ist und dass man ihn lieben kann, wie man eine Person liebt.“  Madeleine wird eine entschiedene Christin, und das verändert ihr ganzes Leben. Sie geht aber nicht in die Mission nach Afrika oder Asien, sie bleibt vor Ort und geht in eine proletarische Vorstadt von Paris, durch und durch anti-kirchlich und marxistisch geprägt. Dort will sie als Christin einfach präsent sein  hellwach für das Leben und auch die Not der Mitmenschen, und immer das Licht christlicher Hoffnung im Herzen. . Ihre Spiritualität hat etwas zugleich Handfestes und ganz Leichtes, sehr genau analysierend und doch völlig unbeschwert. Da  sie ganz aus dem Gespräch mit Gott lebt, kann sie den Alltag ins Gebet nehmen. Und das heißt ja, auf das Wirken Gottes vertrauen im eigenen Tun und Lassen. Und überall damit rechnen, dass Gutes nicht nur Theorie ist, sondern jederzeit möglich. Derart unbekümmert und zugleich illusionslos klar, empfiehlt sich auch anderen, was ihre Haltung bestimmt.

Faszinierend ist z. B. die folgende Empfehlung von Madeleine Delbrel: „Geht in euren Tag hinaus ohne vorgefasste Ideen, ohne die Erwartung von Müdigkeit, ohne Plan von Gott, ohne Bescheidwissen über ihn, ohne Enthusiasmus, ohne Bibliothek – geht so auf die Begegnung mit ihm zu. Brecht auf ohne Landkarte; und wisst, dass Gott unterwegs zu finden ist, und nicht erst am Zielpunkt. Versucht nicht, ihn nach Originalrezepten zu finden, sondern lasst euch von ihm finden in der Armut eines banalen Lebens.“ Christsein ist eben, das lässt sich bei Madeleine Delbrel lernen, nicht eine abstrakte Idee und auch nicht eine theoretische Überzeugung, es ist ein Lebensstil, es ist jene Leichtigkeit des Seins, die aus einem tiefen Gottvertrauen kommt. Dieses Gottvertrauen wünsche ich Ihnen und mir, nicht nur für heute.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=18282
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