SWR3 Gedanken

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Die Äste hängen bis zur Erde herunter. So voll mit Früchten sind dieses Jahr die Bäume in meinem Garten. Ganz anders als im letzten Jahr. Da gab es nämlich fast nichts. Während ich letztes Jahr Äpfel und Pflaumen kaufen musste, weiß ich dieses Jahr nicht wohin damit. Manches wird womöglich verrotten, weil ich einfach nicht alles verarbeiten kann. Der Natur ist das egal, sie kümmert es nicht. Nein, gerecht nach unseren Maßstäben geht es in der Natur nicht gerade zu. Wenn es also unter uns Menschen halbwegs gerecht zugehen soll, wenn alle genug zum Leben  haben sollen, dann müssen wir uns selber darum kümmern. Dass ich im Gegensatz zu vielen Andern mehr als genug zum Leben habe, verdanke ich vor allem dem Glück, zur richtigen Zeit am richtigen Ort geboren zu sein. Mein eigener Verdienst ist das kaum. Doch daraus entsteht auch eine Verpflichtung, von dem, was ich im Überfluss habe, auch jenen zu geben, die Nichts haben. Ausgleich und Gerechtigkeit sind nicht naturgegeben, sie haben etwas mit Kultur zu tun. Und die ist es, die uns Menschen zu etwas Besonderem macht. Dass wir eine Kultur der Gerechtigkeit und des Ausgleichs noch immer nicht hinkriegen, ist der eigentliche Skandal.

Und was die vollen Obstbäume in meinem Garten angeht heißt das, dass ich wohl wieder mal Freunde und Nachbarn einladen werde, sich etwas vom Überfluss zu nehmen. Damit möglichst wenig verrottet und möglichst viele etwas davon haben.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=18278
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