SWR3 Gedanken

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Nur wenige Kilometer von meinem Haus entfernt liegt Ramstein Airbase, der wichtigste Stützpunkt der US-Luftwaffe in Westeuropa. Ab und zu trifft sich dort ein kleines Häuflein Aufrechter, um gegen Krieg und militärische Gewalt zu demonstrieren. Ein bisschen verloren stehen sie dann vor dem riesigen Gelände mit ihrer Forderung nach Frieden und Gewaltlosigkeit. Nicht nur mir, den allermeisten Menschen auf der Welt dürften sie damit direkt aus dem Herzen sprechen. Außerdem können sie sich auf die Bibel berufen. Schließlich steht dort, dass ich dem, der mich ins Gesicht schlägt, auch noch die andere Seite hinhalten soll. „Entfeindungsliebe“ hat das mal einer genannt. Im Alltag kann das auch funktionieren. Doch was, wenn wirre Spinner im Namen ihrer Religion jeden massakrieren, der etwas anderes glaubt als sie? So wie gerade im Irak und in Syrien. Was, wenn manche Leute Krieg und Terror noch immer für ein normales Mittel halten, ihre Ziele durchzusetzen? Die Forderung nach Frieden und Liebe zu den Feinden stößt da an Grenzen.

Doch die Bibel hat ja auch noch andere Geschichten parat. Zum Beispiel von dem Mann, der unter die Räuber gefallen und übel zugerichtet worden ist. Erst ein Fremder, der des Weges kommt, nimmt sich seiner an und rettet ihn. Tatkräftige Hilfe also für den, der in höchste Not gerät, egal wer es ist. Wenn Hilfe im äußersten Fall dann Gewalt gegen Wenige bedeutet, weil sich Frieden für Viele nicht anders durchzusetzen lässt, ist das ein furchtbares Dilemma. Ein grundsätzlicher Widerspruch zum wichtigen Anliegen der Demonstranten vor der Airbase ist es aber nicht.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=18277
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