SWR4 Abendgedanken

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Inzwischen sind die Meldungen schon beinahe alltäglich: Flüchtlinge aus Afrika ertrinken auf dem Mittelmeer oder werden vor Sizilien und Spanien aufgefangen. Letztes Jahr waren weltweit rund 17 Millionen Menschen auf der Flucht (Quelle: UNHCR). Diese Zahl ist so groß, dass ich mir nicht vorstellen kann, was hinter jedem einzelnen Leben an Hoffnungen, Sehnsüchten, Ängsten und Begabungen steckt. Aber manchmal versuch ich doch, mir das Schicksal von nur einem vorzustellen, der ertrunken ist, illegal in Europa lebt oder der in sein Herkunftsland zurückgeschickt wird, wo er wieder in Krieg, Verfolgung oder Armut landet. Dann wird für mich schnell klar, dass das ein Skandal ist. Als Christ sehe ich doch hier meinen Bruder und meine Schwester, die zugrunde gehen und als Europäer kann ich nicht so tun als ob es mich nichts angeht. Die Menschenrechte sind ja nicht nur für Europäer beschlossen. Und oft verdient Europa sogar noch an den Kriegen. Hinter jedem dieser Menschen steht aber ein Schicksal und keiner hier hat das Recht, einem anderen die Chance aufs Überleben oder auf ein besseres Leben zu nehmen.

Einige Politiker führen das Argument an, dass viele Afrikaner aus wirtschaftlichen Gründen fliehen. Aber ich frage mich, was daran denn so schlimm sein soll. Wirtschaftliche Gründe sind Wohnung, Essen, Arbeit und Gesundheit. Für mich wäre das auch ein guter Grund, dass ich in ein anderes Land fliehen würde.

Dass ich in einem reicheren Teil der Erde geboren bin, ist ja nicht meine Leistung. Es ist Zufall, dass ich hier im Wohlstand lebe und der andere in Armut und Krieg.

Das macht mir zu schaffen. Ich weiß selbst nicht was ich dazu beitragen kann, aber ich weiß, dass ich in einer Welt leben möchte, in der jeder Mensch die Chance hat, etwas aus seinem Leben zu machen und glücklich zu werden. Egal ob er in Deutschland geboren ist oder in Uganda.

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