Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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„Ergibt Sinn“, sage ich, „nicht: Macht Sinn!“
Der Uli weiß gar nicht, was ich von ihm will. Meine Frau guckt mich entsetzt an und ich merke: Ich habe es schon wieder getan. Ich habe den kleinen Besserwisser raushängen lassen. Den Lehrer, der seine Schüler verbessert.
Sind Sie auch schon mal verbessert worden? Oder geht es Ihnen wie mir: Sind Sie manchmal auch ein kleiner Oberlehrer?
Ich wollte Uli eigentlich nur auf etwas hinweisen. Er hat gesagt: „Das macht Sinn!“ Das sagen ja viele Leute heute, ich manchmal auch. Aber eigentlich ist das nicht richtig. Es ist eine englische Konstruktion ins Deutsche übersetzt: „That makes Sense.“
„Das macht Sinn!“ Für viele ist das kein richtiges Deutsch. Höchstens „Neudeutsch“, „Denglisch“.
Mich stört das auch – wenn ich es merke. Aber dann denke ich immer: Moment, eine Sprache lebt. Sie ist tot, wenn sie sich nicht verändert. Also kann man sie nicht ins Museum stellen. Man kann sie nicht rein halten. Hauptsache: Man versteht sich.
Mit dem Glauben ist es auch so. Den kann man auch nicht in die Kirche stellen und auf ihn aufpassen. Glaube lebt mit den Menschen, die glauben. Die verändern sich und machen neue Erfahrungen mit Gott. Und so verändert sich auch der Glaube. Hauptsache: Der Glaube hilft!
Mir schenkt der Glaube die Gelassenheit, Dinge zu ertragen, die ich nicht ändern kann. Der Glaube schenkt mir Zuversicht. Ich weiß, dass ich mein Leben nicht selbst in der Hand habe. Da ist jemand, der es gut mit mir meint. Der auf mich aufpasst. Das macht mich frei zu leben. Befreit mich vom Druck, alles selbst machen zu müssen. Mein Glaube macht mir Mut. Ich kann Aufgaben angehen, bei denen ich zweifle. Glaube hilft gegen Zweifel.
Mein Glaube verändert sich. Aber er hilft immer beim Leben. Meine Sprache verändert sich auch. Aber solange wir uns verstehen: alles gut.
Ich denke, das macht Sinn! Oder Uli?

https://www.kirche-im-swr.de/?m=18262
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