Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Hinterher weiß es jeder. Nach dem Spiel kann jeder erklären, warum die eine Mannschaft gewonnen hat und die andere verloren. Aber vorher? Vorher sind die Experten und Propheten gefragt. Ob Fußball, die Bundestagswahl oder die Lottozahlen - hinterher weiß es jeder.
Jeden Samstag seufzt meine Schwiegermutter, wenn sie die Lottozahlen sieht. "Die müsste man mal vorher wissen."
Vielleicht geht Ihnen das auch so. Die Lottozahlen wüsste ich auch gerne vor der Ziehung.
Überhaupt: manchmal wüsste ich schon gern, wie es weitergeht. Nicht nur beim Fußball oder beim Lotto.
Was erwartet mich, wenn ich zum Chef ins Büro zitiert werde? Soll ich mich auf einen neuen Job bewerben oder besser bleiben, wo ich bin?
Kann ich mein Auto noch ein Jahr fahren oder geht es bald ganz kaputt?
Das sind doch die eigentlich wichtigen Fragen.
Meine Oma hat bei solchen Fragen immer nur ein Wort gesagt: "Gottvertrauen!"
Das Wort habe ich schon lange nicht mehr gehört. Gottvertrauen, auf Gott vertrauen. Daran glauben, dass mein Bauchgefühl mich nicht völlig falsch leitet. Darauf vertrauen, dass ich meinen Weg nicht alleine gehe. Meine Entscheidung ist nicht immer richtig, aber ich kann damit leben. Gut leben, zufrieden sein. Auf Gott vertrauen, heißt mutig vorwärts gehen, keine Angst haben.
Der Theologe Dietrich Bonhoeffer übersetzt Gottvertrauen in einem Gebet so: „Ich verstehe Deine Wege nicht, aber Du weißt den Weg für mich.“
Ich kann gelassen in die Zukunft blicken, weil ich daran, dass es gut weitergeht.
Ich muss mein Leben nicht allein gestalten. Ich kann scheitern und trotzdem weiter leben. Gottvertrauen macht frei. Und Freiheit bringt Freude. Ich freue mich am Spiel. Ich freue mich, wenn es spannend ist, wenn meine Mannschaft gewinnt.
Gott verrät nicht die Lottozahlen. Er sagt mir auch nicht, wie das Spiel ausgeht. Aber ich kann damit leben, wie es ausgeht.

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