SWR4 Abendgedanken

SWR4 Abendgedanken

Wenn Du Gott liebst, dann gelingt dein Leben! Das stand auf einem Kärtchen, das ich neulich in der Fußgängerzone bekommen habe. Das hat mich neugierig gemacht und ich habe mir die Bibelstelle rausgesucht, aus der dieser Spruch stammt. Und da heißt es tatsächlich: Wir wissen aber: Denen, die Gott lieben, dient alles zum Guten.[1]
Wow – ist das wirklich so einfach? Ich muss einfach nur Gott lieben – also an ihn glauben und ihm vertrauen – und dann wird alles gut?
Und was ist mit den vielen vielen Menschen auf der Welt für die gar nichts gut ist. Ich bin mir eigentlich sicher, dass es in den vielen Krisengebieten dieser Welt auch Leute gibt, die an Gott glauben. Und ich bin mir eigentlich auch sicher, dass es unter den vielen Menschen, die ihren Job verloren haben, die in einem Krankenhaus liegen, die ein Familienmitglied verloren haben auch Menschen gibt für die das gilt. Machen die irgendwas falsch?
Nein, das glaube ich nicht. Denn es heißt an dieser Stelle in der Bibel ja nicht: Wir wissen ganz sicher. Oder wir wissen die Wahrheit, dass es so ist. Da steht: Wir wissen aber: Denen, die Gott lieben, dient alles zum Guten. Wir wissen – aber.
Auf dieses „aber“ kommt es an. Christ zu sein – getauft zu sein, heißt nicht, dass ich in meinem Leben von allem verschont werde. Als Pfarrer habe ich Kontakt mit vielen Menschen. Und gerade in Taufgesprächen ist mir das immer wichtig zu sagen: Die Taufe ist nicht wie eine Kuchenhaube, die uns vor allem beschützt. Und jetzt kommt schon wieder ein „aber“: aber Gott hat uns versprochen, dass er immer bei uns sein wird. Gerade dann, wenn ich das Leben voll zu spüren bekommen. Im guten wie im schlechten Sinn.
Krankheiten, Rückschläge, Unglück gehören zu unserem Leben genauso dazu wie Gesundheit, das Erreichen von großen Zielen und Glücksmomenten. Das Leben ist auch nicht immer gerecht. Im Gegenteil. Aber Gott begleitet mich und hilft mir dieses Aber des Lebens auszuhalten. Er gibt mir Kraft. Er schickt mir Menschen, die mich stützen. Dann wird vielleicht nicht alles gut. Aber ich gehe nicht unter in lauter „Aber“. Es wird vielleicht schlimme Zeiten geben, auch in meinem Leben. Aber ich muss da nicht allein durch. Das macht mir Hoffnung – und Mut.



[1] Römer 8,28.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=18248
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