SWR2 Wort zum Tag

SWR2 Wort zum Tag

„Da kann ich nicht, da muss ich kochen.“ Wenn es darum geht, mit Ehrenamtlichen aus meiner Kirchengemeinde einen Termin zu vereinbaren, höre ich diesen Satz ab und zu. Termine am späten Vormittag sind ausgeschlossen.
In meinem flexiblen Alltag ist das nicht denkbar. Die Zeit bestimmt das Essen, nicht das Essen die Zeit. Und zur Not müssen nebenher ein paar Spaghetti kochen, das Pesto kommt fertig aus dem Glas.
Allerdings, nachdenklich werde manchmal schon. In Ruhe zu kochen und danach gut zu essen – warum nehme ich mir nicht auch im Alltag öfter die Zeit dafür?
Die Leiterin einer Kochgruppe, die sonntags für Bedürftige kocht, erzählte mir neulich, es sei nicht besonders schwer, Ehrenamtliche für Hilfstätigkeiten zu finden. Jüngere Leute, die bereit sind, verantwortlich für eine große Gruppe zu kochen, sind dagegen extrem rar. Viele der studentischen Helfer, so sagte sie, seien zwar sehr motiviert, aber leider oft nicht einmal in der Lage, heimische Gemüsesorten richtig zu schälen und zuzubereiten.
Mit viel Putzen und Schnippeln verbundenes Slow-Food – in unserer immer dichter getakteten Gesellschaft zwischen Berufs- und Freizeitstress ist dafür wenig Platz. Dabei gehört gutes Kochen und Essen elementar zum Menschsein dazu: Essen hält Leib und Seele zusammen – wohl in allen Religionen hat das gemeinsame Essen auch eine spirituelle Dimension. Jesus hat ganz bewusst mit Menschen gegessen, die sonst aus der Gemeinschaft ausgeschlossen waren. Und er ging davon aus, dass er auch in Gottes Reich wieder mit seinen Jüngern beim Essen und Trinken zusammensitzen wird (Matthäus 26,29). Für den Propheten Jesaja sah gar die endzeitliche Erlösung so aus, dass Menschen aller Völker gemeinsam ein üppiges Mahl zu sich nehmen (Jesaja 25,6).
Ich gebe zu: Meinen Tagesablauf vor allem von meinen häuslichen Pflichten bestimmen zu lassen, das wäre nichts für mich. Aber von Zeit zu Zeit den Alltag zu würzen mit einem kleinen Moment des Genießens – das hätte schon was. Ein guter Geschmack auf der Zunge, ein passendes Getränk dazu, ein wenig Ruhe – das kann schon ein kleiner Vorgeschmack auf‘s Paradies sein.
Deshalb: Vielleicht sollte auch ich ab und zu mal einen Gang runterschalten. Was Schönes Einkaufen. Und bei der nächsten Terminanfrage sagen: „Da kann ich nicht. Da muss ich kochen!“

https://www.kirche-im-swr.de/?m=18240
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