SWR2 Wort zum Tag

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Exodos – schmunzelnd habe ich im Urlaub auf Zypern die griechischen Schilder an den Autobahnausfahrten gelesen. Exodus – ich denke da ans 2. Buch Mose in der Bibel, das diesen Titel trägt, an die Geschichte vom Auszug des Volkes Israel aus Ägypten. Vielleicht an andere Migrationswellen der Weltgeschichte.
Das griechische Schild an der Autobahn dagegen bedeutet einfach „Ausfahrt“. Klar: Ex-odos heißt wörtlich übersetzt einfach Aus-weg. Und das ist eine Autobahnausfahrt nun einmal auch.
Exodos – Ausweg. Nach einigen dieser Schilder bin ich ins Nachdenken gekommen. Über den Begriff und über die biblische Geschichte der Israeliten, die Sklaven in Ägypten waren. Und die aus einer eigentlich ausweglosen Lage doch einen Ausweg gefunden haben. Die Exodus-Geschichte ist eine Urgeschichte von Befreiung. Und sie hat immer wieder Unterdrückten Hoffnung gemacht auf ein besseres Leben und ihnen Mut gegeben, dafür zu kämpfen. „When Israel was in Egypt’s Land“ – das alte Spiritual zeigt, wie intensiv sich gerade die Sklaven in den USA mit dieser Geschichte identifiziert haben.
Exodos – Ausweg. Das Wort und die Geschichte erscheinen mir auf einmal auch ganz aktuell. Wie ein Plädoyer gegen das Gefühl der Alternativlosigkeit, von der heute gerne mal die Rede ist. „Vielleicht sieht es nicht so aus. Aber es gibt immer noch einen anderen Weg“, scheinen die Schilder auf der Autobahn zu sagen. Dafür braucht man allerdings den Mut, einfach mal abzubiegen und rauszufahren. Zumindest gedanklich. Ich glaube übrigens, das gilt nicht nur nicht nur kollektiv und politisch, sondern auch persönlich. Sicher, die Unterdrücker sind heute andere als zu biblischen Zeiten. Aber es gibt sie. Meiner heißt Zeitnot. Und Ihrer?
Exodos – Ausweg. Dass ich so oft in Zeitnot bin, ist nicht unabänderlich. Das kann ich beeinflussen. Ich habe überlegt: Was muss ich wirklich tun? Und was will ich tun – und mir dafür Zeit nehmen? Und vor allem: Was kann und will ich lassen? Das umzusetzen, damit fange ich allerdings erst an.
In der Bibel ist übrigens klar, dass man den Ausweg nicht von sich aus findet und beschreiten kann. Es braucht Hilfe, einen Anstoß von außen. Die Bibel sagt: von Gott. Den Israeliten hat Gott Moses geschickt, um sie aus der Sklaverei zu führen. Für andere genügte ein Traum, um zu zeigen, was sich ändern soll. Vielleicht reicht manchmal auch ein Straßenschild.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=18239
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