Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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„Ich habe mit den Menschen die guten Zeiten geteilt. Nun teile ich auch den Schmerz mit ihnen.“ Das sagte der niederländische Jesuitenpater Franz van der Lugt. Über 35 Jahre lang lebte er in Syrien. In guten und in bösen Zeiten stand er den Menschen bei. Vor einigen Monaten wurde er von einem Fanatiker ermordet. Pater Franz lebte in der Stadt Homs. In dieser Stadt waren  die Proteste gegen Präsident Assad im Jahr 2011 besonders heftig. Homs verwandelte sich immer mehr in eine Hölle auf Erden. Zuerst wurden friedliche Demonstranten erschossen. Danach gab es blutige Kämpfe, Rebellen eroberten Teile der Stadt. Die Armee Assads schlug brutal zurück. Artilleriebeschuss legte ganze Stadtteile in Trümmer. Die Menschen in Homs lebten in ständiger Angst. Ganz dramatisch wurde es, als die Stadt monatelang abgeriegelt war. Es gab immer weniger zu essen. Viele der Einwohner wurden verrückt vor Hunger. Vor einigen Monaten gab es durch Vermittlung der UN die Möglichkeit, die Stadt zu verlassen. Viele nutzten die Gelegenheit, zu gehen. Franz van der Lugt blieb. Solange es Menschen gab, denen er beistehen konnte, egal, ob Christen oder Muslime, wollte er bei ihnen bleiben. So organisierte er weiter Lebensmittel für die hungernde Bevölkerung. Er appellierte an die Regierung und die Rebellen, zusammen zu arbeiten und eine politische Lösung zu finden. Er machte die Welt über Videobotschaften auf die verzweifelte Lage der Menschen in Homs aufmerksam. Bis ihn am 7. April ein Unbekannter niederschoss. So, als wollte der Mörder damit sagen: Es darf nicht sein, dass jemand in einer Welt von Krieg und Gewalt menschlich handelt. Doch was Pater Franz getan hat, wird bleiben. Die Menschen, denen er geholfen hat, werden seine Hilfe nie vergessen. Und alle, die von seinem Tun erfahren haben, können sehen: Selbst da, wo Gewalt herrscht, ist es möglich, menschlich zu handeln.

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