SWR2 Wort zum Tag

SWR2 Wort zum Tag

Gott ist ein glühender Backofen voller Liebe, der da von der Erde bis an den Himmel reicht. Das ist ein schönes Bild, das Martin Luther einmal in einer Predigt gebraucht hat. Aber die Rede von Gottes Liebe, selbst die von Auferstehung sind bildhaft zu verstehen. Ich kann fragen: Für welchen Inhalt steht das Wort Auferstehung? Wo kann ich erfahren, wie Auferstehung heute geschieht? Bei wem? Für wen? Wenn ich gelernt habe, so zu fragen, beginnt die Überlegung bei mir und meinem Leben.
Dabei können mir andere Stimmen helfen, die besser als die Sprache der Wissenschaft erfahrbar machen, was auferstandenes Leben heißt. Es sind Stimmen, die auf ihre Weise vom Aufstehen, vom Aufrichten sprechen. Sie lassen begreifen, was Menschen vor Zeiten meinten, wenn sie von Auferstehung sprachen. Mit dem Gedicht Auferstehung von Marie Luise Kaschnitz möchte ich das hörbar machen:

Manchmal stehen wir auf / Stehen wir zur Auferstehung auf / Mitten am Tage / Mit unserem lebendigen Haar / Mit unserer atmenden Haut. / Nur das Gewohnte ist um uns. / Keine Fata Morgana  ... / Und dennoch leicht / Und dennoch unverwundbar / Geordnet in geheimnisvolle Ordnung / Vorweggenommen in ein Haus aus Licht.

Inmitten so vieler Todeserfahrungen in unserer Welt, angesichts vieler Tode, die jeder stirbt, bevor er stirbt, sagt Marie Luise Kaschnitz: Vorweggenommen in ein Haus aus Licht. Auch das ist ein Bild.
Wer hätte solche Erfahrung von Auferstehung im Leben nicht auch schon gemacht, trotz aller Tode!  Ich kann ein „Leben nach dem Tod“, ein Leben trotz täglicher Tode, in mein gegenwärtiges Leben hereinrufen, als Zeugnis auferstandenen Lebens.
Vielleicht sollte ich am ehesten vom Glück reden, wenn hörbar, fühlbar, lebbar werden soll,  was aufstehen, aufrichten in meinem Leben heißt: wenn ich zum Beispiel getröstet werde, wenn ein mir zugewandter Mensch neben mir steht und mich nicht allein lässt.
Jesus hat von solchem Leben in der Welt gesprochen.  Er wollte Leben bringen und kam dabei um sein Leben. Aber sein Tod ist nicht das Ende, sondern wurde zum Anfang neuen Lebens. Das Bild dieses Lebens, für das Jesus gestorben ist, lebt in allen Auferstehungsgeschichten weiter.
Auferstehungsgeschichten sind Geschichten vom Leben. Darum sage ich: er lebt. Und darum gilt - trotz aller Todesschatten -  Auferstehung: weniger nicht.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=18172
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