SWR2 Wort zum Tag

SWR2 Wort zum Tag

Eine Heimat zu haben    für wen wäre das nicht Glück!
Dieses Wort hat den Klang von Geborgenheit, von Dazuzugehören. Für viele ist Heimat ein Sehnsuchtsort, ein Synonym fürs Zuhause-sein. Es ist der Ort, zu dem ich gehöre, zu Menschen mit vertrauten Gesichtern, einer Sprache, die ich teile, Traditionen, die ich weitergebe. Ein Ort, wo ich Herkunft habe und auch Zukunft. Zur Heimat gehören die Bilder einer Landschaft, auch sinnliche Erfahrungen, für mich der Blick auf den Rhein und den weithin sichtbaren Dom. Heimat verbinde ich aber auch mit Erinnerungen an Menschen, die mit mir gelebt haben. Manchmal reise ich an den Ort dieser Erinnerungen, fühle mich bei denen, die mir Wurzeln gaben, zu Hause.
Es fällt schwer, aus Vertrautem herausgerissen zu werden, aufzubrechen. Und dennoch ist es wichtig, Gewohntes verlassen zu können, den festen Standpunkt, sich Neuem auszusetzen und sich doch nicht zu verlieren. Dieses Aufbrechen an einen anderen Ort, sei es durch den Beruf, im sozialen Bereich, in einer Beziehung, kann vor Farblosigkeit bewahren, weil es mich anderem, dem Fremden aussetzt, mich und die Dinge aber neu und anders sehen lässt.
Man muss weggehen können /  und doch sein wie ein Baum: / als bliebe die Wurzel im Boden, / als zöge die Landschaft und wir ständen fest…
Die Verse von Hilde Domin drücken im Bild aus, was ich meine: die Frage nach dem, was mein Leben bestimmt, was es trägt, wo ich geborgen bin, wo ich Halt erfahre. Gleichzeitig fordern sie mich auf, weggehen und loslassen zu können.
Weggehen können, sich Unbekanntem aussetzen: Das ist auch die Situation des biblischen Urvaters Abraham. Gott sagt zu ihm: Brich auf. „Geh aus deinem Vaterland und von deiner Verwandtschaft und aus deines Vaters Hause in ein Land, das ich dir zeigen will.“Aus allem, was Abraham vertraut und lieb war, wird er herausgerufen.  Und Abraham bricht dennoch auf. Er weiß sich behütet und geleitet, glaubt der Verheißung Gottes:  „Ich will dich zum großen Volk machen und will dich segnen.“ Diesem Wort vertraut er. Es fordert ihn auf, mutig aufzubrechen, verheißt ihm eine neue Heimat und dennoch er selbst zu bleiben.
Leben braucht solche Zuversicht. Ein Vertrauen, dass auf neuen Wegen jemand da ist, der mitgeht. Weggehen können und doch sein wie ein Baum – wohin ich auch gehe, wohin ich auch aufbreche, ich bleibe unter der Verheißung Gottes ich selbst.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=18171
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