Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Der Nahe Osten steht in Flammen. Immer die gleichen Meldungen von Hass, Gewalt und Tod. Die Bilder der leidenden Menschen lassen einen hilflos, traurig und auch wütend zurück. Hört das denn niemals auf?

Seit drei Jahren versinkt Syrien im Chaos des Bürgerkriegs. Der Irak ist zerrissen zwischen Sunniten, Schiiten und Kurden. Die Christen fliehen, wenn sie noch können. Blutige Kämpfe in Libyen. Und dann der Konflikt zwischen Israelis und Palästinensern.

Gewalt, die mit Gegengewalt beantwortet wird. Eine tödliche Spirale. Und dann fällt immer wieder der gleiche Satz: „Die Konflikte können nicht militärisch gelöst werden.“ Wissen tut das jeder. Aber wer durchbricht als erster den Teufelskreis von Krieg und Zerstörung?

Leo Tolstoj (1828-1910), der große russische Dichter, hat einmal geschrieben: „Gleich wie Feuer nicht Feuer löscht, so kann Böses nicht Böses ersticken. Nur das Gute, wenn es auf das Böse stößt und von diesem nicht angesteckt wird, besiegt das Böse“

Man spürt den Geist der Bergpredigt, die Tolstoj unendlich bewunderte.

Jesus sagt darin: „Leistet dem, der euch etwas Böses antut, keinen Widerstand. Wenn dich einer auf die rechte Wange schlägt, dann halt ihm auch die andere hin.“ (Mt 5, 36).

Mit der Bergpredigt kann man nicht regieren, erklären die Politiker. Vielleicht. Aber eines machen die Kriege und Bürgerkriege der Gegenwart ganz klar: Gegen die Bergpredigt lässt sich erst recht keine Politik machen!

Es gab im Nahen Osten Staatsmänner, die die Logik von Gewalt und Gegengewalt durchbrachen. Der ägyptische Präsident Sadat reiste überraschend nach Jerusalem und bot Israel einen Friedensvertrag an. Und der israelische Premier Rabin ging auf die Palästinenser zu und verhandelte mit ihnen. Beide, Sadat und Rabin, wurden von Extremisten aus dem eigenen Lager feige ermordet. Ihr Beispiel zeigt: Wer auf Gewalt und Vergeltung verzichtet, der muss ungeheuer stark und mutig sein. Wo aber gibt es heute solche Helden des Friedens?

https://www.kirche-im-swr.de/?m=18166
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