Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Mit Bestenlisten und Rankings ist das so eine Sache. Wer gehört zu den Besten?

Wollte man eine „ewige Hitliste“ der besten Rheinland-Pfälzer aufstellen, dann gehörte er aber sicher zu den Top Ten: Nikolaus von Kues. Vergangene Woche jährte sich sein Todestag zum 550. Mal.

Geboren als Sohn eines Krebsfischers stieg der Junge von der Mosel auf zum Kardinal und Stellvertreter des Papstes. Cusanus, wie er sich nach seinem Geburtsort nannte, war ein Universalgenie – vergleichbar mit Leonardo da Vinci. Der aber war noch ein Kind, als Cusanus 1464 starb. 

Die Neugierde des Cusanus war grenzenlos. Theologie und Philosophie gehörten dazu, klar. Aber er begeisterte sich auch für Geographie, Astronomie und  Mathematik. Cusanus schuf mit seinen Tabellen die Grundlagen für die Kalenderreform, die der Papst erst 150 Jahre später anordnete.

Ein Thema, das ihn zeitlebens umtrieb, war die Unendlichkeit. Konnte man ihr in der Mathematik auf die Spur kommen? War es möglich, dabei auch das Geheimnis Gottes besser zu verstehen?

Cusanus schrieb: „Da uns zu den göttlichen Dingen nur der Zugang durch Symbole als Weg offensteht, so ist es recht passend, wenn wir uns (...) mathematischer Symbole bedienen.“ (De docta ignorantia I)

Intensiv beschäftigte er sich mit der Quadratur des Kreises. Hier, in der Geometrie, fand Cusanus einen Schlüssel zum Verständnis der Unendlichkeit.

Im Unendlichen - davon war er überzeugt - würden die Gegensätze von Kreis und Linie, von Krümmung und Geradheit zusammenfallen. So müssten auch in Gott alle Gegensätze eins werden. Eine Vorstellung, die bis heute nichts von ihrer Faszination eingebüßt hat.

Die Erkenntnisse des Cusanus zeigen deutlich, dass Religion und Vernunft, Glaube und Naturwissenschaft sich nicht ausschließen. Sie können vielmehr einander helfen, den Kosmos und dessen Urgrund besser zu verstehen.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=18165
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