SWR3 Gedanken

SWR3 Gedanken

Manche tun es unter der Dusche. Manche tun es nur heimlich. Manche tun es ganz offen, in Gruppen oder allein. Und die meisten lieben es. Das Singen, meine ich natürlich.
Singe, wem Gesang gegeben. So sagt es das Sprichwort. Und er ist uns gegeben, der Gesang. Mag er auch klingen wie der Gesang der Buckelwale oder wie das Kreischen einer Motorsäge. Hauptsache, er kommt von Herzen. Da hinein ist er uns nämlich gegeben, der Gesang. Mitten ins Herz.
Und von dort kommt er dann auch oft, der Gesang. Als Ausdruck eines Gefühls. Oder verschiedener Gefühle. Je nachdem. Lieder gibt es für jede Lebenslage. Und wenn es keines gibt, dann kann man eines erfinden. Für Gefühle sind keine Grenzen gesetzt. Und für Melodien auch nicht.
Da gibt es Gesang voller Freude. An einem schönen Nachmittag, mit offenem Fenster durch die Landschaft fahren. Das Radio bis zum Anschlag aufgedreht, gröle ich alle Melodien mit, die ich kenne. Alles ist mir recht, Hauptsache, ich kann meiner Lebensfreude Luft machen. Und so steigt es in den blauen Himmel: das Lied der Freude.
Da gibt es Gesang voller Trauer. Es ist keine leichte Melodie, aber eine wichtige Melodie. Statt dürrer Worte und hilfloser Gesten. Im Lied kann ich klagen, in einer Melodie finde ich Trost, in der Musik kann ich aufatmen. Und so steigt es in den grauen Himmel: das Lied der Trauer.
Es gibt Lieder gegen die Angst und Hoffnungslieder. Es gibt Liebeslieder und Wutlieder. Die Sprache der Musik ist gut für jedes Gefühl und für jede Lebenslage. Deswegen: Singe, wem Gesang gegeben. Sie sind der Meinung, das trifft auf Sie nicht zu? Ach was. Öffnen Sie den Mund, holen Sie Luft und legen Sie los. Ihr Herz wird die richtigen Töne schon finden.

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