SWR4 Abendgedanken

SWR4 Abendgedanken

„Ich bin bereit für Dich zu sterben.“ Diesen Satz kenne ich eigentlich nur aus romantischen Filmen. Ein Liebesschwur, aber wenn es hart auf hart käme, vielleicht doch nicht so ernst gemeint.

Ich möchte ihnen von einer Situation erzählen, in der dieser Satz mit vollem Ernst und bis zur letzten Konsequenz gesagt wurde: „Ich bin bereit für Dich zu sterben.“

Es ist die Geschichte von Maximilian Kolbe und wie er aus Nächstenliebe sein Leben eingesetzt hat. Maximilian Kolbe war ein polnischer Pater und gehörte zum Orden der Franziskaner. Heute ist sein Gedenktag. Im besetzten Polen wurde Kolbe von den Nazis gefangen genommen. Er wurde nach Ausschwitz gebracht und hat dort den alltäglichen Terror erlitten.

Es gab viele Arten, wie Menschen in Ausschwitz ermordet wurden. Besonders gefürchtet aber war der Hungerbunker. Da wurden die Gefangenen einfach eingeschlossen und sich selbst überlassen. Nach wenigen Tagen waren sie verhungert.

Eines Tages wollen die Wärter wieder mehrere Gefangene in diesen Hungerbunker schicken. Sie wählen zufällig aus der Gruppe der Gefangenen aus. Auch ein Familienvater ist darunter, der zu weinen beginnt. Er denkt an seine Frau und seine Kinder, die er nun nie wieder sehen wird. Maximilian Kolbe geht zum Lagerführer und beginnt zu verhandeln. Ob nicht er anstelle des Familienvaters in den Hungerbunker gehen könne. Er sagt diesen Satz: „Ich bin bereit für diesen Menschen zu sterben.“

Überrascht willigt der Lagerführer ein. Maximilian Kolbe wird im Hungerbunker eingeschlossen. Dort beginnt er mit den anderen Gefangenen zu beten und zu singen. Das hat es dort noch nie gegeben – in diesem Verließ, wo keiner dem Tod entkommen kann. Die Todeskandidaten singen und beten. Solange sie noch etwas Kraft haben. Schließlich sterben sie, wie viele andere auch.

Der Familienvater hat Ausschwitz  überlebt. Gewalt und Tod können abstumpfen und dazu führen, dass jeder nur noch an sich selbst denkt. Bei Maximilian Kolbe war es anders. Er hat sein Leben für ihn gegeben. Obwohl er den Familienvater nicht näher kannte, war er bereit für ihn zu sterben. Er hat in seinem Leben und in seinem Sterben gezeigt, was Nächstenliebe bedeutet.

 

 

https://www.kirche-im-swr.de/?m=18146
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