SWR2 Wort zum Tag

SWR2 Wort zum Tag

Manchmal fällt es mir schwer auszuwählen, weil alles so verlockend erscheint.

Da ist zum Beispiel ein Buffet aufgebaut mit lauter verschiedenen Vorspeisen. Ich möchte gerne von allem probieren, und lade mir den Teller voll. Aber dann ist so viel drauf, dass ich das einzelne gar nicht mehr schmecken kann. Das ist für mich fast ein Gleichnis für mein Leben. 

Verglichen mit früheren Zeiten sind die Möglichkeiten immens gewachsen, welchen Beruf oder welche Lebensform wir wählen, welchen Lebensstil wir bevorzugen oder wie wir unsere Freizeit verbringen. Immer wieder stehen wir vor kleinen oder auch großen Entscheidungen. Und eine Entscheidung für das eine ist häufig auch eine Entscheidung gegen das andere. Aus dem Reichtum der Möglichkeiten wird die Qual der Wahl. Müsste ich nicht erst alles ausprobieren und erleben können, um zu wissen, wie mein Leben am besten glückt? Könnte ich am Ende nicht etwas verpassen, wenn ich mich für etwas entscheide? Woran soll ich mich orientieren?

„Euch muss es zuerst um das Reich Gottes gehen, und alles andere wird euch dazu getan.“ 

Diese Empfehlung stammt von Jesus, und sie scheint überhaupt nicht in unsere Zeit zu passen. Schließlich geht es doch um mich und mein Leben, das ich genießen und auskosten möchte. Jesu Lebensmaxime war da ganz anders. Er hat sich radikal Gott verschrieben und hat dafür auf alles verzichtet, was in seiner Zeit zu einem guten Leben gehörte. Er hatte keine Heimat, keinen Beruf, keine  Familie. Wichtiger als alles andere war ihm seine Botschaft: Gott ist nah. Sein Reich bricht an, mitten unter euch. Ihr müsst nur Augen haben, es zu erkennen. Viele – auch seine eigenen Familienangehörigen fanden das verrückt – aber andere sind ihm gefolgt und wurden zu seinen Jüngern.

„Euch muss es zuerst um das Reich Gottes gehen, und alles andere wird euch dazu getan.“ Von diesem Satz lerne ich etwas: Ich muss nicht alles haben und ausprobieren. Ich muss nicht ständig um meine Wünsche und Befindlichkeiten kreisen. Ich muss  keine Angst haben, das Leben zu verpassen. Ich kann stattdessen danach suchen, was dem Leben wirklich einen Wert gibt. Für Jesus war das Gott. Seine Nähe zu suchen und mit ihm innerlich verbunden zu sein – das war die Speise, die ihn satt machte. Nicht viele Häppchen - wie an einem Buffet - sondern ein einziges kraftvolles Lebensbrot. , Das will er bis heute mit uns teilen.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=18122
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