SWR2 Wort zum Tag

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Einen Strauß aus Wiesenblumen und Kräutern zu pflücken  – das gehört für mich zum Sommer einfach dazu. Heute werden in vielen katholischen Kirchen solche Sträuße und Kränze geweiht – denn heute wird das Fest Mariä Himmelfahrt gefeiert. Es ist das älteste Marienfest, dessen Wurzeln bis ins 5. Jahrhundert zurückgehen. Katholische und auch orthodoxe Christen geben an diesem Tag ihrem Glauben Ausdruck, dass Maria direkt nach ihrem Tod mit Leib und Seele bei Gott angekommen ist. 

In der Bibel steht nichts über den Tod von Maria. (Deswegen gibt es dieses Fest in der evangelische Kirche nicht.) Es gibt jedoch viele Traditionen und Legenden über Maria, die aus der frühchristlichen Zeit stammen und die ihr Bild nachhaltig geprägt haben. Das ist auch nicht weiter verwunderlich. Wer Jesus zum Mittelpunkt seines Lebens gemacht hatte, der wollte auch etwas über seine Mutter erfahren. So erzählt zum Beispiel eine Legende, dass die Jünger, als sie das Grab Marias öffneten, darin nicht mehr ihren Leichnam fanden, sondern nur noch Lilien und fruchtbare Gewächse. Der Erde soll an dieser Stelle ein wunderbarer Kräuterduft entstiegen sein. Auf diese Legende geht der Brauch der Kräuterweihe zurück. Wie bei vielen kirchlichen Festen ist der natürliche Jahresablauf eng mit dem kirchlichen verbunden. Zum Fest Mariä Himmelfahrt, sind die Kräuter sonnensatt und entfalten Aromen und Heilstoffe besonders intensiv. Diesen  Kräuterkränzen wird daher eine besondere Heilwirkung zugeschrieben. 

Gerade über diesen Brauch finde ich meinen Zugang zu diesem Fest. Die duftenden Kräuter machen deutlich, dass nicht nur das Seelische sondern auch das Leibliche bei Gott wichtig ist. Als Geschöpf bin ich ja letztlich mit allem verbunden: mit der Erde, der Sonne, den Pflanzen und Tieren. – mit der ganzen Schöpfung.

Maria ist das Urbild der Menschen. Durch sie wird gerade auch die leibliche und kreatürliche Seite mit dem Göttlichen verbunden. Maria wird so zur Verheißung, dass alles Leben und auch unsere eigene Lebensgeschichte einmal bei Gott aufgehoben sein wird. Das schließt auch die schweren Momente mit ein. Sie werden geheilt und verwandelt. Das ist für mich ein tröstlicher und heilsamer Duft, der von diesem Fest ausgeht. Vielleicht haben Sie Lust bekommen, heute auch ein paar Kräuter zu sammeln. Für alles, wo sie Heilung brauchen ...

https://www.kirche-im-swr.de/?m=18121
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