Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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„Ich bleibe derselbe, so alt ihr auch werdet, bis ihr grau werdet, will ich euch tragen…..ich werde euch schleppen und retten“. Ein Satz aus der Bibel. Gott sagt das, bzw. lässt das sagen durch den Propheten Jesaja. Den Menschen, die das hören, geht es zu dieser Zeit wirklich nicht gut und der Prophet braucht schon viel Gottvertrauen, um so etwas zu sagen. „Ich trage euch, egal, was passiert!“ „Ja, wenn wir das nur merken würden“ werden sich viele damals gedacht haben. Das ist heute nicht anders.  Wahrscheinlich ist mir deshalb auch das Lied aufgefallen, das sich auf diese Stelle bezieht. Es steht im neuen Gotteslob, dem Gebet- und Gesangbuch für die katholischen Christen. In diesem Jahr wird es nach und nach in den deutschen Gemeinden eingeführt.  „Ja, ich will euch tragen bis zum Alter hin. Und ihr sollt einst sagen, dass ich gnädig bin. Ihr sollt nicht ergrauen, ohne dass ichs weiß, müsst dem Vater trauen, Kinder sein als Greis.“  Den Text hat Jochen Klepper geschrieben, ein evangelischer Christ. Er gilt als einer der bedeutendsten Dichter geistlicher Lieder im 20. Jahrhundert. „Ja, ich will euch tragen bis zum Alter hin…“ – Tag für Tag, Jahr für Jahr. Ich merke es umso schmerzlicher, je älter ich werde. Wie die Zeit  anscheinend immer schneller rast, sich Gedanken einschleichen wie: die Jungen nehmen dich gar nicht mehr ernst, oder: ob du es noch schaffst, einmal nach Neuseeland zu kommen? Die Zeit wird knapper. Man erzählt mehr von früher. Das Lied sagt: Ist schon in Ordnung. Bei allem, was geschieht, darfst du dich von Gott getragen wissen. Schön und gut, wenn da  nicht  immer wieder die Frage wäre: Wo erleb ich’s denn? Wie erfahre ich das? Das Lied hat eine Antwort: „Ihr müsst dem Vater trauen, Kinder sein als Greis.“ Vertrauen ist eine schwere Übung für Erwachsene. Kinder können das noch viel besser. Sie sind noch nicht o oft enttäuscht worden. Hab Vertrauen wie ein Kind auf Gott und verlass dich  auf sein Wort. Ob Jochen Klepper sich in dieses Vertrauen hinein fallen ließ? Vier Jahre nachdem er den Text geschrieben hat, ging er 1942 mit seiner jüdischen Frau und seiner Tochter freiwillig aus dem Leben. Ihnen drohte die Deportation durch die Nazis. „Lasst nun euer Fragen, Hilfe ist genug. Ja ich will euch tragen, wie ich immer trug.“

https://www.kirche-im-swr.de/?m=18110
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