Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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„Wer das Leben eines Menschen rettet, der rettet die ganze Welt!“ – Dieser Satz aus der jüdischen Tradition kam mir in den Sinn, als der schwer verletzter Höhlenforscher Johann Westhauser nach zwei Wochen doch noch lebend aus der Riesendinghöhle gerettet werden konnte. Was für ein gigantischer Aufwand, um einen einzelnen Menschen aus 1000 Meter Tiefe lebend herauszuholen. Millionen hat dieser Einsatz gekostet, doch danach hat niemand gefragt. Seltsam, wo genau diese Frage „Was kostet das?“ doch meist im Vordergrund steht. Weil eben klar ist, dass kein Menschenleben mit Geld aufzurechnen ist.

Mich erinnert  ein solcher Gedanke an die biblische Geschichte vom verlorenen Schaf. Der Hirte lässt die gesamte Herde zurück, um sich auf die Suche nach dem einen, dem verloren gegangenen Schaf zu machen. Überglücklich findet er das Schaf, unverletzt und gesund. Auch hier hat sich der Einsatz gelohnt, weil kein einziges Tier verloren gehen darf.

„Wer das Leben eines Menschen rettet, der rettet die ganze Welt!“ Das gilt offenkundig nicht für alle Menschen. Mehrere  Hundertmillionen Menschen leiden an Hunger, Millionen Menschen sind auf der Flucht – ungeschützt der Gewalt und dem möglichen Tod ausgesetzt. Ihr Schicksal setzt offenkundig keine große Rettungsaktion in Gang. Ohne Hoffnung gehen sie in eine ungewisse Zukunft. Mich ärgert diese allgemeine Tatenlosigkeit, und ich bin mir sicher, dass eben nicht dasMenschenmögliche getan wird, um diese Menschen zu retten.

„Wer das Leben eines Menschen rettet, der rettet die ganze Welt!“ Dieser Satz gilt allen Menschen, hier in unserem Lande, und weltweit. Jeder Mensch, wirklich jeder Mensch ist es Wert, gerettet zu werden. Mehr noch: Er hat ein Recht darauf.

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