SWR4 Abendgedanken

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Zuerst hat er mich abgewimmelt: „Ich kann nicht kochen“, hat er mir erklärt. „Außer vielleicht Rührei“, (lacht er.) Pater Otfried ist Franziskaner im Kloster Weggental bei Rottenburg.

„Wir suchen Ordensleute, die kochen können, denn wir wollen daraus ein Kochbuch machen“, habe ich ihm erklärt und bleibe hartnäckig.

Zwei Wochen später stehe ich in der Küche im Franziskanerkloster im Weggental. Pater Otfried und Pater Franz Sales, der Chef des Hauses, stecken in Kochschürzen und wollen kochen. Es gibt russische Maultaschen. Maria, die Haushälterin hilft natürlich beim Vorbereiten. „Maria ist die gute Seele bei uns im Haus“, erklärt Pater Otfried und streicht schon mal den Teig glatt.

Dann klingelt es mehrmals an der Tür. „Das geht den ganzen Tag hier so bei uns“, erzählt Pater Franz-Sales. „Wir sind nicht nur eine Wallfahrtskirche, sondern vor allem ein Beichtkloster. Tendenz steigend. Die Menschen kommen zu uns. Und zwar täglich. Es ist schön, wenn wir gebraucht werden.“

„Wir sind halt rund um die Uhr da“, sagt Pater Franz-Sales und schmunzelt. „Wir versuchen den Menschen die Frohe Botschaft zu vermitteln, dass sie zu jeder Zeit zu Jesus kommen können und er sie nimmt, wie sie sind, wenn sie es ehrlich meinen. Das hat uns der heilige Franziskus aufgetragen.“

Maria drängelt, denn die russischen Maultaschen sollen aus dem Teig ausgestochen und mit Fleisch belegt werden. Weil noch zwei Brüder mithelfen, geht das schnell.

„Teamwork, das sind wir hier gewöhnt“, schmunzelt Pater Otfried. „Wir sind hier zu sechst und leben seit vielen Jahrzehnten zusammen, das ist unser Geheimrezept.“ Pater Otfried hat eine so herzliche und fröhliche Ausstrahlung, das mag ich.

Danach kommen die Maultaschen ins Salzwasser und die Patres folgen dem Glockenklang nach unten in die Hauskapelle.

Pater Otfried betet vor, laut und deutlich. Ich spüre, dass die Hauskapelle das Zentrum des Franziskanerordens hier ist. „Gott, stärke und begleite uns, er segne uns, damit wir reiche Frucht bringen“, klingt es unisono.

Oben wartet Maria mit einem voll beladenen Tisch. „Russische Gastfreundschaft halt“, strahlt sie mich an. Vor dem Essen wird noch für die verstorbenen Mitbrüder gebetet, denn „das gehört sich so bei uns“, erklärt Pater Franz-Sales. Nach dem Gebet kommen die noch dampfenden Maultaschen auf den Tisch. Gesegnete Mahlzeit!

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https://www.kirche-im-swr.de/?m=18065
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