SWR4 Abendgedanken

SWR4 Abendgedanken

 Meine Schwester und ich. Wir können uns manchmal nicht ähnlich genug sein aber meistens sind wir ziemlich verschieden. Wir sehen uns nur selten, telefonieren viel, aber wenn wir zusammen sind, dann passt kein Blatt zwischen uns. So sind wir eben, mein Schwesterherz und ich.

Wenn es Streit zwischen uns gibt, dann kriegen wir uns richtig in die Haare oder wir schweigen uns an. Gut, wenn dann irgendwer vermittelt. Dann wissen wir wieder, wir gehören zusammen auf besondere Weise. Wer eine Schwester oder mehrere hat, kennt das vielleicht.

Es gibt zwei prominente Schwestern in der Bibel, die es mir leicht machen, Geschwisterliebe zu verstehen.

Sie heißen Marta und Maria und sie wohnen in Betanien. Sie sind Freundinnen von Jesus. Marta ist die Ältere und vielleicht auch die Klügere. „Sie nahm Jesus in ihr Haus auf und sorgte für den Gast“, steht im Lukasevangelium. Also auftischen, sauber machen, Essen kochen, kurz: schuften. Das ist Marta. Und Maria, das volle Gegenteil. Sie ist die Ruhigere, vielleicht auch die Nachdenklichere, oder aber die Träumerin. Sie setzt sich zu Jesus und hört zu. Nichts weiter. Und das stinkt Marta gewaltig. Sie will hier alles gut und richtig machen und dann das. Am Ende schlichtet Jesus den Zank und sagt zu ihr, der sorgenden Hausfrau: „Marta, deine Schwester Maria hat den guten Teil gewählt.“  Na super, hat sich Marta wohl gedacht. Egal was ich hier an Arbeit leiste, was zählt, ist etwas ganz Anderes: Jesus zuhören und in Ruhe da sein. Bestimmt hat sie sich darüber Gedanken gemacht und vielleicht macht sie es das nächste Mal anders und Maria darf arbeiten.
Ob die Schwestern Vorbild füreinander sind? Bestimmt, denke ich und frage mich: Was könnte ich anders machen, um meine Schwester in manchen Situationen besser zu verstehen?

Wie die Sache mit den beiden Schwestern aus der Bibel ausgeht? Jesus lobt Maria: in der Fähigkeit sich auszuruhen, den rechten Augenblick zu erkennen und auf das zu hören, was ihr jetzt gut tut. Marta ist aufrichtig und ehrlich und vielleicht hätte sie es am liebsten ihrer Schwester gleich getan.
Zum Trost spricht ihr Jesus später ein besonderes Hoffnungswort zu: „Ich bin die Auferstehung und das Leben.“
Marta ist versöhnt. Also doch alles richtig gemacht? Schwestern gehen eben auf verschieden Weise damit um, ihren eigenen Weg zu gehen – Jesus hat sie beide in sein Herz geschlossen.

Heute ist der Gedenktag der heiligen Marta von Betanien. Ein Lob an die Geschwisterliebe.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=18064
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