SWR4 Abendgedanken

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Heute ist Fastenbrechen. Das ist für Muslime ein richtig großes Fest. Denn heute feiern sie den Abschluss des Fastenmonats Ramadan. Im Türkischen heißt das Fest „Zuckerfest“. Meine Freundin Elif zum Beispiel verschenkt an diesem Tag besonders viele Süßigkeiten.

Mich interessiert das einfach, wie andere Menschen, die aus anderen Ländern kommen, ihren Glauben feiern, ihre Kultur weitergeben. Ich weiß, dass das nicht für jeden selbstverständlich ist.

Auch Elif kennt das, wenn Menschen sie nicht verstehen oder ausgrenzen. „Viele wissen wenig über meine Religion oder meine Kultur“, sagt sie. Sie interessiert sich für mich und meine Religion genauso wie ich mich für ihre. Und genau das ist es, was heute in unserer Gesellschaft wichtig ist. Dass Menschen sich gegeneinander abgrenzen geschieht dagegen viel zu oft. Wenn ich jemanden kenne, dann ist das gleich etwas anderes. Dann zählt der Mensch dahinter und dann bekommt die Religion auch ein Gesicht. Und im besten Falle wächst das Verständnis füreinander und es entsteht Freundschaft daraus. Daher bin ich froh, dass ich damals im Studentenheim ganz viele muslimische Freundinnen kennen gelernt habe und mit manchen bis heute befreundet bin. Elif zum Beispiel feiert das Fastenbrechen richtig festlich. Sie lädt immer Freundinnen ein und dann kochen sie gemeinsam.

Ich mag die fröhliche Stimmung bei diesem Fest.

Elif studiert Jura und sie will einmal Anwältin werden. Neben dem Studium hilft sie Familien, die sich schwer mit der deutschen Sprache tun. Sie übersetzt Briefe, sie gibt den Kindern Nachhilfeunterricht oder geht mit ihnen spazieren. Zurzeit begleitet sie eine Familie, die aus Griechenland kommt und auch türkisch spricht wie sie.

Das finde ich klasse von Elif. Ich glaube, durch so eine Einstellung kann unsere Gesellschaft friedlich zusammenleben. „Wenn jeder schaut, was der andere gerade braucht und wir einander schätzen und achten, dann klappt das Zusammenleben“, meint Elif. 

Ich finde zum Beispiel Projekte wichtig, wo Kirchengemeinden und Moscheegemeinden sich besser kennenlernen, sich gegenseitig besuchen. Wenn Menschen miteinander ins Gespräch kommen und sich austauschen und sich gegenseitig besser kennen, dann wächst auch das Verständnis füreinander und für die verschiedenen Kulturen. 

Natürlich ist das für mich nur möglich, wenn ich selbst weiß, was mich trägt und welche Werte mir aus meiner Religion wichtig sind. Ich glaube, dass sich viele Menschen nach Frieden sehnen. Und weil mir dieser Friede so wichtig ist, ist es auch wichtig auf andere zuzugehen und mein Herz weit zu machen. Schönes Zuckerfest, Elif!

https://www.kirche-im-swr.de/?m=18063
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