SWR3 Gedanken

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Zwei Wochen, fünf Nationen, 700 Helfer, dazu Hubschrauber, Spezialfahrzeuge und tonnenweise Material. Es war schon ein gigantischer Aufwand, um einen einzigen Menschen aus einem tausend Meter tiefen Loch zu retten. Er hat sich gelohnt. Dem schwer verletzten Höhlenforscher aus der Riesendinghöhle geht es wieder besser. Millionen hat dieser Einsatz gekostet, doch danach hat kaum jemand gefragt. Zum einen verwunderlich, wo doch die Frage: „Was kostet das?“ fast immer die erste ist. Zum anderen eine Selbstverständlichkeit, weil nun mal kein einziges Menschenleben mit Geld aufzurechnen ist. Ein wenig erinnert hat mich das Ganze an jene biblische Geschichte von dem verlorenen Schaf. Auch da wird erst mal alles stehen und liegen gelassen, um das eine Schaf zu retten, das abhanden gekommen ist. In diesem Fall sogar die restliche Herde mit den 99 anderen. Und am Ende freut sich der Schäfer ein Bein aus, weil er es wiedergefunden hat. Gesund und unversehrt. Kein einziger darf verloren gehen, soll das heißen.

Traurig, dass dennoch so viele verloren gehen, obwohl es nicht so sein sollte. Nicht nur der Aufwand, auch die Solidarität haben scheinbar Grenzen. Mehr als 50 Millionen Menschen irren derzeit als Flüchtlinge durch die Welt. Auf der Flucht vor Krieg und Gewalt, vor Hunger und Aussichtslosigkeit. Verstört und traumatisiert. Viele von ihnen sind längst verloren, weil es keine erkennbare Perspektive für sie gibt. Manchmal zweifele ich, ob wirklich alles uns Menschen mögliche getan wird. Ob ich und all die anderen, denen es fast unverschämt gut geht,  nicht viel zu wenig machen, um verlorene Schafe zu retten. Und zwar auch jene, die gerade verstört über unseren Globus irren.

 

 

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