SWR3 Gedanken

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Vielleicht! Wie oft höre ich dieses Wort bei Terminabsprachen: Ich weiß noch nicht. Vielleicht. Vielleicht komme ich, vielleicht aber auch nicht. Ja, was denn nun? Bei einem Fußballturnier unter Studierenden vor einigen Wochen war am Tag zuvor noch nicht klar, ob das Turnier überhaupt stattfinden kann. Die meisten hatten es einfach offen gelassen. Vielleicht. Das Turnier hat dann stattgefunden. Sogar mit weitaus mehr Mitspielern als geplant. Für die Organisatoren freilich war es eine Übung im Improvisieren.

Das Vielleicht-Phänomen gibt es aber nicht nur bei den Studenten, mit denen ich arbeite. Es begegnet mir auch in Chören, Sportvereinen und Parteien. Und es zieht sich inzwischen durch alle Altersgruppen. Doch woran liegt es? Am überwältigenden Angebot? An der Herausforderung, zwischen all den vielen Möglichkeiten wählen zu müssen? Oder vielleicht an der Angst, irgendetwas zu verpassen, wenn ich mich doch mal festlege? Im Prinzip leben wir wie in einem Supermarkt zwischen überquellenden Regalen. Gequält von der täglich wiederkehrenden Frage: Worauf habe ich heute eigentlich Lust? Was passt mir gerade jetzt am besten?

Klar, wenn ich mich festlege, mache ich mich abhängig. Abhängig von Terminen, abhängig von Pflichten. Aber eben auch abhängig von Menschen, die dann womöglich auf mich setzen. Darauf, dass ich da sein werde. Dass man sich auf mich und mein Wort verlassen kann. Nicht vielleicht, sondern ganz sicher.

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