SWR2 Wort zum Tag

SWR2 Wort zum Tag

„Der Weg wächst unter Deinen Füßen“ – das stand auf einer Karte, die mir ein Mitpilger vor einer gemeinsamen Pilgerreise überreicht hat. Der Gruß hat mich angesprochen.
Normalerweise folge ich im Leben bereits gebahnten Wegen. Wenn ich mit dem Auto unterwegs bin, verlasse ich mich auf ein Netz bereits geebneter und in der Regel asphaltierter Straßen. Nicht anders beim Wandern: Fußwege sind zum Glück vorgezeichnet und tragen Markierungen. Und selbst manch selten begangener Fußpfad ist durch eine schmale Trampelspur ausgewiesen.
Anders ist es bei Pionierwegen. Sie werden von denen, die sie gehen, überhaupt erst gefunden und eingerichtet. Heute gibt es kaum noch Pionierstrecken. Selbst die unwegsamsten Regionen dieser Erde sind inzwischen auf mehr oder weniger gut begehbaren Wegen erschlossen.
Doch im übertragenen Sinn gibt es im Leben mehr noch nicht bereitete als schon angelegte Wege. Wenn es um unsere Lebenswege geht, dann sind wir selbst die Pioniere – jeder und jede auf eigener Strecke. Wenn es um die eigene Zukunft geht, dann muss der Lebensweg von mir erst noch gebahnt werden. Da ist vielleicht manche große Vorentscheidung bereits gefallen – zum Beispiel im Blick auf den Beruf oder die Familie. Da liegt vielleicht auch ein Großteil der Lebenswegstrecke bereits hinter mir... Aber, wo ich auch stehe auf meinem Lebensweg, das unbetretene Land der Zukunft bleibt stets offen.
Und zugleich muss ich meinen Weg gehen – das ist die schwere Pionierarbeit, die mir Tag für Tag abverlangt wird: weiterzugehen in einen Tag, dessen Abend ich nicht kenne, in eine Woche, ein Jahr, dessen Ende nicht abzusehen ist.
Ohne Vertrauen wird das nicht zu machen sein. Damit ich meinen Lebensweg gehen kann, benötige ich Vertrauen. Vertrauen, dass es einen Weg geben wird – auch dann, wenn ich heute noch nicht sehe, wo er mich hinführen wird.
„Der Weg wächst unter deinen Füßen.“ – Zu solchem Vertrauen will mich dieser Satz ermutigen, und dabei wird mein Blick weitergeleitet auf den, der um meine Wege weiß von klein auf und der auch das Ziel und Ende meines Weges kennt. Einer, der mich begleitet auf meinem Weg durchs Leben, der achtgibt auf meine Schritte – und der den Weg unter meinen Füßen wachsen lässt.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=18040
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