SWR3 Gedanken

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„Ihr Kind wird nicht versetzt“ die Schulleiterin hat gesagt, was wir schon geahnt hatten. Das Kind, von dem die Rede war, das war ich. Ich sollte nicht versetzt werden. Kein Wunder! Ich war unglücklich auf diesem Gymnasium, in der Klasse hatte ich kaum Freunde gefunden, aber trotzdem hatte ich bis zuletzt gehofft, dass das Schicksal sich wenden möge. Und dann also dieses Urteil: nicht versetzt.
Meine Eltern holten tief Luft und fragten die Schulleiterin, was sie tun könnten, um mir zu helfen. Daraufhin besprachen wir in aller Ruhe, was zu machen sei: eine neue Klasse nach den Sommerferien, vielleicht eine Nachhilfelehrerin für Latein, aber, und da waren sich die Erwachsenen einig: jetzt sind erst einmal Sommerferien. Ich solle die Ferien genießen, die Sorgen in der Schule lassen und dann, nach sechs freien Wochen, neu durchstarten.
Wie mir damals geht es wohl einigen Kindern und Jugendlichen auch heute. Da stand am Ende des Schuljahres „nicht versetzt“ im Zeugnis. Viele von ihnen sind wahrscheinlich traurig, deprimiert, oder hadern gar mit sich und der Welt. Sie können sich gar nicht so richtig auf die Sommerferien freuen und haben vielleicht sogar Angst vor dem neuen Schuljahr.
All diesen Kindern und Jugendlichen wünsche ich, dass sie auch so Eltern und Lehrer haben, wie ich damals: die nicht auch noch schimpfen oder Druck machen, sondern ihren Kindern die Hand auf die Schultern legen und sagen: „Komm schon, nächstes Jahr packst du das, und ich helfe dir dabei.“

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