Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Kurze Unterbrechung, wir bitten um etwas Geduld. Diese Mittelung hat es früher im Fernsehen öfter gegeben. Wenn die Leitung nicht klappte, sich irgendein Übertragungsfehler eingeschlichen hatte, heute kommt das nur noch selten vor. Schade eigentlich, denn wir Menschen brauchen Unterbrechungen. Wenn alles immer glatt läuft, nach Plan, dann gehen mir wichtige Erfahrungen im Leben verloren. Eine Unterbrechung zwingt mich dazu, etwas zu machen, was ich eigentlich gar nicht vorhatte. Eigentlich wollte ich fernsehen, jetzt rede ich mit meiner Partnerin. Eigentlich wollte ich schon lange am Ziel meiner Reise sein, aber durch die Umleitung lerne ich ganz neue Dörfer und Landschaften kennen. Eigentlich wollte ich arbeiten, aber die Enkelin ist gekommen und wir haben „Mensch ärger Dich nicht“ gespielt und einfach nur Spaß gehabt. Unterbrechungen des Alltags, auch solche, die man zunächst gar nicht wollte, können einem gut tun.

Mit den großen Unterbrechungen des Lebens ist das schon schwerer. Wenn die berufliche Karriere unterbrochen wird, weil der Betrieb dicht macht, ich fünfzig bin und keinen Job mehr finde. Wenn die familiäre Planung durcheinander gerät, die Kinder zu früh oder gar nicht kommen, die Ehe auseinander geht. Oder gar die ganze Lebensplanung in Frage steht, weil eine Krankheit alles verändert oder der Tod eines geliebten Menschen mich in ein tiefes Loch fallen lässt. Von diesen Unterbrechungen zu sagen, dass sie mir gut tun, das fällt schwer. Sie werfen mich aus der Bahn, sie schütteln mich, legen mich für eine Zeit lang lahm. Aber sie können die nicht immer schöne aber letztlich wichtige Erfahrung bringen: Ich kann nicht alles planen, mein Leben liegt nicht nur in meiner Hand. Da gibt es vieles, was einfach auf mich zukommt. Dies – ob gelegen oder ungelegen – annehmen zu können meint wohl der Satz: „Mein Leben oh Gott, liegt in deiner Hand.“

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