SWR2 Wort zum Tag

SWR2 Wort zum Tag

Ein Tag „fast“wie jeder andere. Die Sonne brennt vom wolkenlosen Himmel, die Luft flirrt, es ist heiß. Ein Hirte führt seine Schafe durch die Wüste. Plötzlich sieht er einen dürren Busch. Der Busch steht in Flammen. Er brennt, aber verbrennt nicht. Aus den Flammen hört dieser Hirte nun die Stimme Gottes.

Eine Geschichte aus der Bibel. Sie erzählt, wie Gott mit dem Propheten Mose spricht. Ich finde stark, mit welchem Namen sich Gott hier vorstellt. Er nennt sich „Jahwe“. Das kann man in etwa so übersetzen: „Ich bin der, der für dich da ist.“Der Name Gottes ist also ein Versprechen an uns Menschen. Und dieses Versprechen gilt immer und überall.

Wenn ich das viele Leid in der Welt sehe - Kriege, Hunger, Naturkatastrophen, Krankheiten - dann frage ich mich schon immer wieder, wo Gott nun ist. Was ist aus seinem Versprechen geworden, immer für die Menschen da zu sein? Ist der Name Gottes nur ein leeresVersprechen?

Der amerikanische Franziskaner Richard Rohr hat den Namen Gottes, also „Jahwe“, etwas genauer unter die Lupe genommen. Und dabei hat er Interessantes entdeckt.

Wenn ich diesen Namen hebräisch ausspreche; Jahwe,, kann ich währenddessen nicht die Lippen schließen und auch nicht die Zunge benutzen. Richard Rohr und andere Wissenschaftler sind der Meinung, dass der Gottesname dem Geräusch des Ein- und Ausatmens ähnlich ist. Und das soll kein Zufall sein. Denn jedes Mal, wenn ich atme, spreche ich den Namen Gottes aus. Oder anders ausgedrückt: Ich atme den Namen Gottes.

Ich finde das passt zu Gott, so wie die Bibel ihn beschreibt. Gott ist wie die Luft, wie der Atem, der uns füllt. Das zeigt mir auch, wie grenzenlos Gott ist. Denn Atem, Luft aber auch Geist gehen immer über mich hinaus. Wir alle atmen die gleiche Luft, wenn auch auf je eigene und persönliche Weise. Ganz egal welcher Religion oder Überzeugung - im Atmen sind wir gleich. Oder auch: Vor Gott sind wir gleich.

Der Name Gottes - wie mein Atem. Dieser Gott ist da. Vom ersten bis zum letzten Tag meines Lebens, vom ersten Schrei eines Babys bis zum sprichwörtlich letzten Atemzug. Wenn ich daran denke, finde ich es großartig, einfach nur - zu atmen.

 

https://www.kirche-im-swr.de/?m=17965
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