SWR3 Gedanken

SWR3 Gedanken

Public viewing in Mannheim, das ist, wenn vor die türkische Kneipe ein Fernseher gerückt wird. Und draußen Matthias mit seinem mexikanischen Freund das Spiel verfolgt. Oder wenn in dem kleinen Theater TIG7 Würstchen brutzeln. Und Deutsche, Brasilianer, Amerikaner, Italiener und Türken zusammen das Spiel verfolgen. Da ist dann nicht immer vorher schon klar, wer für wen ist. Eine Stunde vor dem Spiel sind alle auf den Beinen
und wollen noch schnell irgendwohin kommen, um zusammen zu gucken. Und dann ist da kein Mensch mehr auf den Straßen, außer ein paar Kinder mit Italien-, Spanien- und Deutschlandflaggen, die nicht genau wissen, was wann und wo läuft. Und der afghanische Gemüsehändler an der Ecke betätigt sich als Orakel und Prophet. Und egal was er vorher gesagt hat, hinterher ruft er: Hab ich‘s doch gesagt!
Ich habe nicht viel Ahnung von Fußball. Aber ich liebe diese Situationen und auch, wenn ich mitten drin wohne in den Quadraten finde ich es richtig gut, wenn um Mitternacht nach dem gewonnen Spiel der Algerier gegen Russland ein hupender Autocorso durch die Innenstadt zieht. Und das sind nicht nur Algerier.
Ich finde es super, dass hier immer jemand ist, der für seine Mannschaft ein kleineres oder größeres Feuerwerk entzündet Und das sind oft nicht nur die, von denen es zu erwarten wäre. Also nicht nur Holländer für Holland, Kroaten für Kroatien und Russen für Russland
Ich bin auch schon mal quasi in die falsche Fankurve geraten, weil ich wieder für die Verlierer der globalen Weltwirtschaft war. Aber meistens ist hier ein großes Durcheinander.
Und dann ist die Weltmeisterschaft einfach nur „das“ Fest. Und meistens ist mir egal wer gewinnt.
Ich find’s göttlich.

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