Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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„Toni, du bist ein Fußball-Gott!“ – Zu jeder Weltmeisterschaft ist dieser Ausspruch eines begeisterten Fußball-Reporters zu hören, wieder und immer wieder. „Toni, du bist ein Fußball-Gott!“. 1954 war das, der Ausspruch galt dem deutschen Torwart Toni Turek, und Deutschland wurde tatsächlich Weltmeister.

Obwohl ich ein großer Fußball-Fan bin- irgendwie passt mir dieser Ausspruch nicht so Recht. Unterstellt er doch, Gott sei auf der Seite der Sieger, der Gewinner – er sei womöglich ein Gott, der höchstpersönlich den Elfmeter pariert. Natürlich für die richtige Mannschaft.

Die Fußball-Weltmeisterschaft in Brasilien geht ihrem Ende zu. Favoriten schieden frühzeitig aus, andere Mannschaften kamen in die Finalrunden, von denen man das nicht erwarten konnte. Sieg und Niederlage lagen – wie meist – ganz nahe beieinander. Die Spiele wurden entschieden durch tolle Tore, durch großartige Torwartparaden und durch falsche Schiedsrichter-Entscheidungen.  Und durch Glück. Und durch den Fußball-Gott, falls es ihn gibt?

Dass Gott auf der Seite der Sieger steht, kann ich nicht glauben. Es ist schön, zu gewinnen. Sieger zu sein ist großartig. Aber auch die Niederlagen gehören zum Fußballspiel. Mehr noch: Niederlagen gehören zum Leben.

Dass Gott auch und gerade bei den Verlierern im Leben zu finden ist, zeigt ein Blick in die Bibel. Jesus umgibt sich meist mit Menschen, denen das Leben nicht mit leichter Hand gelingen will: Den Zöllnern und den Kranken, den Behinderten und Prostituierten seiner Zeit. Sie alle galten als Verlierer, als Frauen und Männer, die es im Leben zu nichts bringen, die verachtet und übersehen wurden. Weil sie Verlierer waren.

Ich freue mich für jede Mannschaft, die gewinnt. Und doch geht mein Blick auf die, die nicht gewonnen haben. Die fassungslos sind, mit Tränen in den Augen die Niederlage irgendwie akzeptieren müssen. Und habe die Hoffnung, dass Gott mit ihnen ist bis hin zu den Tagen, an denen auch Verlierer wieder etwas zu lachen haben.

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