SWR2 Wort zum Tag

SWR2 Wort zum Tag

Gelegentlich muss er sich sogar als der „Ungläubige“ bezeichnen lassen – der Apostel Thomas. Thomas, der Zweifler oder Thomas, der Skeptiker trifft die Sache schon eher. Heute feiert die katholische Kirche seinen Gedenktag

Thomas hat seinen Ruf dem Johannes Evangelium zu verdanken. Demnach ist Thomas nicht dabei gewesen, als der auferstandene Jesus einem engsten Kreis von Jüngern erschienen ist. So kann Thomas auch einfach nicht glauben, was ihm die anderen begeistert erzählen: Wir haben den Herren gesehen. Thomas muss ihn selbst sehen! Und so sagt er zu anderen: Ich kann an die Auferstehung Jesu nicht glauben, bis ich die Nagel-Wunden des Gekreuzigten gesehen  und meine Finger in seine durchbohrte Seite gelegt habe.

Und dann erscheint der auferstandene Jesus nach einer Woche zum zweiten Mal seinen Jüngern. Dieses Mal ist Thomas dabei. Und er sieht Jesus mit eigenen Augen! Eindrücklich ist seine spontane Reaktion: Mein Herr und mein Gott, ruft Thomas aus!

Und Jesus? Er sagt: „Weil Du mich gesehen hast, glaubst Du. Selig, die nicht sehen und doch glauben!“ Oft genug wurde dieser Satz als Tadel aufgefasst. Für mich klingt darin aber auch viel Verständnis mit. Jesus nimmt Thomas ernst.

Mir jedenfalls ist dieser Thomas, der zweifelt, sehr vertraut. Es entlastet mich: Wenn sogar so einer seine Zweifel hat!

Ich finde es aber auch entlastend, dass die Kirche diesen und auch andere Zweifler in ihrem Heiligenkalender stehen hat. Offenbar kann ein Heiliger auch sein, wer zweifelt. Oder umgekehrt: Zweifeln gehört unvermeidlich zum Glauben dazu. Niemand zweifelt aus böser Absicht oder hat sich einfach nur nicht genug angestrengt.

Gott hat sich den Menschen als Gegenüber, als Partner ausgesucht: genau den Menschen, der in seiner Freiheit eben auch nachdenklich und skeptisch ist, der in seinem Glauben tastet und sucht, irrt und zweifelt. Gott lässt sich darauf ein.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=17867
weiterlesen...