Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

Im Sommer lege ich mich gern auf die Wiese und schaue in den blauen Himmel. Und wenn ich Flugzeuge beobachte, frag ich mich, wohin die wohl fliegen. Vielleicht nach Afrika. Da ist der Himmel allerdings nicht überall blau. Ich habe von der schrecklichen „giftigen Stadt“ gelesen: die liegt in Ghana und ist ein Teil der Hauptstadt Accra. Bis vor 15, 20 Jahren war hier eine grüne Wiese, auf der manchmal sogar Flamingos in der Sonne standen und der Himmel war blau wie bei uns. Jetzt ist er schwarz von giftigem  Qualm, den man einatmen muss: andere Luft gibt es nicht. Hier steht eine riesige Müllhalde, vor allem für Elektroschrott, großenteils aus Europa: ausgeweidete Computergehäuse, zertrümmerte Fernseher, Kühlschränke, Scanner, Handys, Prozessoren und Kabel. Mehr als 300 teils noch sehr kleine Kinder zerlegen mit bloßen Händen den Wohlstandsmüll, verbrennen Elektrokabel, um an das Kupfer zu gelangen.  Die Altmetalle bringen ein paar Cent für Essen – der Rauch, die Schwermetalle und die Chemikalien bringen den frühen Tod. Elektromüll ist ein lukratives Geschäft. Einen Röhrenmonitor fachgerecht zu entsorgen, kostet in Deutschland etwa 3,50 Euro, ihn nach Ghana zu schicken nur rund 1,50 Euro.Man kann aber etwas unternehmen, um all das stoppen.

Wenn die Leute in Europa den Elektroschrott selbst recyceln würden.

Wenn Politiker strengere Maßnahmen an den Grenzen durchsetzen würden, um die illegalen Schrotttransporte zu verhindern.

Wenn die Hersteller keine giftigen Materialien in den Elektrogeräten verwenden würden, so dass man die Geräte einfacher entsorgen könnte.

Dann wäre der Himmel in Ghana auch wieder blau. Und eins steht auch fest: mein alter Röhrenfernseher bleibt noch weiter im Gebrauch. Der geht nicht nach Ghana.Und das Handy, das ich mir dieses Jahr neu kaufen will, wird ein gebrauchtes sein.

 * siehe „Publik Forum“ 9 vom 9.5.2014, Seite 16: Königinnen im verseuchten Slum

 

https://www.kirche-im-swr.de/?m=17866
weiterlesen...