Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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 Halb 5... mein Wecker schellt doch erst um 6, aber die da draußen können wohl die Uhr nicht lesen und beginnen ihren Tag mit voller Lautstärke. Wenn es die menschlichen Nachbarn wären, würde ich mich ärgern, aber es sind die tierischen, genauer gesagt: die Vögel. Ein Amselmann in einem geschlossen Raum bringt die Fensterscheiben zum wackeln, hat schon Konrad Lorenz festgestellt. Im Garten sind sie aber auch laut genug, wie ich im Bett liegend bemerke.

Sie singen, um ihr Revier zu markieren: viele Vögel wechseln nachts ihren Standort und machen mit ihrem Zwitschern morgens den Kollegen klar: hier ist besetzt.

Oder Männnlein und Weiblein locken sich musikalisch an, um schneller zueinander zu finden und die Fortpflanzung zu sichern. Das Weibchen erhört übrigens nicht den schönsten, sondern den ausdauerndsten und furiosesten Sänger. Ich find das gut.

Die Insektenfresser singen morgens früh einfach so aus Freude, solange die Insekten noch schlafen: später müssen sie auf Jagd gehen, da ist zum Singen keine Zeit mehr.

Die Buchfinken zum Beispiel lernen ihre Melodien im Sommer des ersten und im Frühjahr des zweiten Lebensjahres durch den Gesang ihres Vaters. Vatersprache also...

Stare hingegen lernen ihr ganzes Leben Neues dazu: wenn sie in der Nähe einer Polizeistation leben, dann bauen sie sogar die Sirenentöne oder ein bestimmtes Handyklingeln in ihre Gesänge ein.

Das finde ich alles ziemlich faszinierend und döse darüber noch etwas weiter. Wenn dann um 6 mein Wecker schellt, sind die da draußen schon wieder leiser und ich denke kurz: lieber Gott, welche Freude, ein kleiner Teil deiner wunderbaren Schöpfung zu sein.

 

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