Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Die Mosel hat wunderschöne Seitentäler. Eines davon ist das Schrumpftal. Dort reihen sich allein 15 Mühlen aneinander. Vor kurzem war dort ein autofreier Sonntag , und über 10.000 Menschen spazierten durch das Tal und erfreuten sich an Kunst, Musik, Kinderbelustigung und allerlei Unterhaltungen am Weg.

Helga und ich waren schon früh aufgebrochen und hatten das Tal in der Morgenkühle fast für uns. Ein paar Vögel, Spinnen in ihren Netzen, Tautropfen auf langen Grashalmen und ganz gelegentlich ein Mitmensch. Durch diese grüne Kapelle talaufwärts zu gehen machte ganz andächtig. Da haben wir auch gebetet. „lieber Gott, danke, dass wir gesunde Beine haben und dass die Sonne so schön durch die Blätter funkelt.“ Früher wurde das ja etwas verteufelt, wenn Leute sagten: ich geh nicht in die Kirche, beten kann ich auch im Wald. Ich selber bete aber auch gern im Wald, muss ich sagen.

Und „die Kirche“ kommt ja auch mal in den Wald oder auf die Wiese: als wir zur obersten Mühle kamen, war da grade ein Gottesdienst im Gang. Hinterher hieß es, dem Pastor seien die Hostien für die Kommunion ausgegangen. So viele Christen waren in die Kirche auf der Wiese gekommen. Und dann kam zum Schluss dieser interessante Satz: „jetzt hören wir mal auf zu beten und schauen uns um und erfreuen uns an Gottes Schöpfung.“ Da wurde es ganz still, die Menschen bestaunten mit neuen Augen dieses Haus Gottes, den großen Platz in der Sonne, die Bäume ringsum, den klaren Bach , den Duft vom Grill und die Musik der Vögel. Die ganze Welt ist das Haus Gottes, und dann macht es keinen großen Unterschied, ob ich in der Wald-Kapelle bete oder in meiner Pfarrkirche oder im Dom. Beten ist gut in der Gemeinschaft der Mitglaubenden in der Kirche. Aber es ist auch schön im Wald.

 

https://www.kirche-im-swr.de/?m=17863
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