SWR3 Gedanken

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 Viele Menschen glauben nicht an Gott, weil sie ihn nicht sehen können.  Das geht auch Christen so. Sogar ein Heiliger hatte Zweifel an Jesus. Er wollte erst sehen und anfassen, bevor er das mit der Auferstehung glauben konnte. Es ist einer der engsten Vertrauten Jesu, der Jünger Thomas. Er glaubt nicht so recht, was die anderen Jünger ihm nach der Kreuzigung berichten: „Thomas, als du gerade weg warst, ist uns Jesus erschienen. Er ist tatsächlich auferstanden.“ Thomas verlangt Beweise: „Erst wenn ich seine Kreuzigungswunden sehe und sie berühren kann, dann glaube ich das.“

Vielen Menschen geht es heute genauso: Sie glauben nur, was sie auch tatsächlich sehen. Obwohl: Ich ertappe mich immer wieder dabei, dass ich auch glaube, ohne zu sehen: ich glaube zum Beispiel meinem Hausarzt, der Tagesschau, meistens auch dem Kfz-Mechaniker. Die Forschung geht davon aus, dass Sie und ich nur 5 bis 10 % unserer gesamten Erfahrungen selbst gemacht haben. Beim Rest verlassen wir uns auf irgendwelche Quellen, die uns vertrauenswürdig erscheinen: Eltern, Lehrer, Zeitschriften oder Wikipedia.

Ich vertraue zum Beispiel auch der alten  biologischen Erkenntnis, dass es Luft gibt. Ich atme sie. Sie tut mir gut, wenn sie frisch ist, manchmal ist sie auch dick. Wenn sie dünn wird oder weg bleibt, dann bin ich mir besonders sicher, dass es sie geben muss. Aber sehen kann ich die Luft nicht.

 Und Gott? Auch da verlasse ich mich auf alte Erfahrungen. In der Bibel haben Menschen seit Jahrhunderten aufgeschrieben, wie sie Gott in ihrem Leben gespürt haben. Und ich habe inzwischen auch eigene Erfahrungen gemacht. Ich habe mich begleitet gefühlt, aber auch schon verlassen. Das macht mich irgendwie sicher: Gott ist da – auch wenn ich ihn nicht sehe.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=17833
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