SWR3 Gedanken

SWR3 Gedanken

 „Diner en blanc“ heißt übersetzt „Abendessen in weiß“ und ist eine Art weißer Flashmob. Es funktioniert so: viele Leute verabreden sich über soziale Netzwerke zu einem gemeinsamen Abendessen. Alle sind eingeladen, je mehr, desto besser. Manchmal sind es über 1000 Menschen. Jeder sollte ganz in weiß angezogen sein und muss alles selbst mitbringen: Campingtisch und Klappstuhl, Teller und Besteck, am besten eine weiße Tischdecke und natürlich was zu Essen. Erst in letzter Minute wird verraten, wo man sich zum Tafeln trifft: im Park oder vor dem Rathaus.

Dann wird zwei Stunden gegessen und geplaudert, man probiert mal rechts und mal links, teilweise bei wildfremden Menschen. Aber die weiße Farbe und die witzige Idee verbinden. Der Spuk ist genauso schnell vorbei wie er gekommen ist. Ehrensache, dass jeder seinen Müll wieder mitnimmt, am besten in weißen Müllsäcken.

Das „Diner en blanc“ wurde in Paris erfunden, aber mittlerweile gibt’s das auch in SWR3 Land: zum Beispiel in Karlsruhe, Mannheim, Heidelberg oder Ludwigsburg. Die Idee boomt, und ich frage mich warum. Ich dachte eher, die schnelle Mahlzeit zwischendurch sei im Kommen: kurz an den Kühlschrank, Döner oder Currywurst im Stehen. Bei dieser Art zu essen geht der soziale Aspekt, also sich zu treffen und auszutauschen, ja eher unter.

Und jetzt das „Diner en blanc“. Da steht das Miteinander ja geradezu im Mittelpunkt. Wer ist das da auf dem Klappstuhl gegenüber? Oder was hat die Nachbarin da Feines, gibt´s davon vielleicht ein Rezept? Und so werden aus der Shopping-Meile oder dem Touri-Zentrum plötzlich Räume, wo Gemeinschaft entsteht, wo man sich füreinander interessiert.

Es ist mir sympathisch, dass im Zentrum meines Glaubens auch ein Essen steht – das letzte Abendmahl. Es scheint zwar in den letzten Jahren an Kraft verloren zu haben, aber trotzdem: jeder ist willkommen und es stiftet Gemeinschaft.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=17832
weiterlesen...