Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

Im Bahnhof „Ludwigshafen Mitte“ herrscht reges Kommen und Gehen. Ein paar tausend Fahrgäste eilen jeden Tag über die Bahnsteige. Der Bau ist ziemlich nüchtern. Zum Verweilen lädt er nicht gerade ein.

Aber es gibt einen Blickfang. Eine große Nische und einen Glaskubus. Sie sind in eine der Unterführungen eingebaut. Aus der Nische leuchten Kerzen heraus, die Vorübergehende aufgestellt haben. Auf Kerzenständern vor einer grauen Wand oder vor einer Muttergottesstatue. Fast immer brennen hier Kerzen, wenn die große Tür zur Nische offensteht. Passanten, die in der Hektik des Alltags einen kleinen Augenblick innehalten, zünden dann diese Lichter an. Sie drücken mit ihnen ihre Wünsche und Bitten aus, ihre Freude und ihren Dank. Manche schreiben das auch in das Anliegenbuch. Eine Bank lädt dazu ein, ein wenig zur Ruhe zu kommen und die Lichterwand auf sich wirken zu lassen. Und wer noch mehr für sich sein will, der kann durch eine Tür in einen kleinen Gebetsraum gehen.

Neben der Nische liegt ein Raum für Gespräche. Mit seinen Glaswänden ist er ganz lichtdurchlässig, und auch die beiden Tischgruppen und die Kaffeemaschine wirken einladend.

„Lichtpunkt“ heißt dieses Ensemble. Es ist ein Angebot der katholischen Cityseelsorge. Kirche im Bahnhof, Kirche mitten im Getriebe des Alltags. Ein Hauptamtlicher und eine Reihe von Ehrenamtlichen sind im „Lichtpunkt“ für die Passanten da. Pastoralreferent Joachim Lauer spürt im Lichtpunkt: „Viele kommen, um mit uns zu reden oder einfach nur eine Kerze anzuzünden. Die meisten von ihnen würden nie in eine Kirche gehen, schon gar nicht in einen Gottesdienst. Aber in ihnen ist eine Sehnsucht nach so etwas wie Gott. Da ist die Hoffnung auf eine Macht, die über ihrem Leben steht, die ihnen erst recht in ihrer Not beisteht.“

Und so wendet er sich im Gespräch den Menschen zu, die kommen: Den Einsamen, die öfter vorbeikommen und nur ein kurzes Schwätzchen wollen, ein liebes Wort. Der alleinerziehenden Mutter, die am Ende ihrer Kräfte ist. Dem Jugendlichen, der vor Liebeskummer ganz außer sich ist. Diese Menschen gehen anders weg, als sie gekommen sind. Der „Lichtpunkt“ bringt tatsächlich ein wenig mehr Licht in ihr Leben.

 Über meinen eigenen Besuch im „Lichtpunkt“ und das Gespräch mit Joachim Lauer hinaus konnte ich für die Ansprache auch zurückgreifen auf den Artikel von Kirsten Anders „Kirche im Brückenpfeiler. Der Lichtpunkt in Ludwigshafen am Rhein steht allen offen, die ein Gespräch suchen – mitten im Bahnhofstrubel ein Ort des Innehaltens“ in „Bonifatiusblatt“ 2 / 2014, hg. vom Bonifatiuswerk der deutschen Katholiken, Paderborn (www.bonifatiuswerk.de), S. 13-14.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=17801
weiterlesen...