Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Amnesty international prangert weltweite Folter an. Die Internationale Arbeitsorganisation klagt über Zwangsarbeit und Sklaverei. Das Fernsehen berichtet über Gewalt und Unrecht in allen Ecken der Erde. Das drängt vor allem die Frage auf, wie dieses Unrecht eingedämmt werden kann.  Zugleich entsteht für mich ein massives Gerechtigkeitsproblem. Denn viele Taten bleiben ungesühnt und die Opfer geraten in Vergessenheit, während die Täter ungeschoren davonkommen und die Frucht ihrer Bosheit genießen.

Die Religionen haben verschiedene Vorstellungen entwickelt, wie am Ende noch Gerechtigkeit hergestellt werden kann. Da gibt es das Bild von der ewigen leidvollen Verdammnis, der die Bösen anheimfallen. Oder die Vorstellung einer fast endlosen Kette der Wiedergeburt, in der sich die Übeltäter mühsam von niederen Lebensformen bis zur wahren Menschlichkeit hocharbeiten müssen.

Diese Bilder haben es nicht in das christliche Glaubensbekenntnis geschafft. Dort steht nicht „Ich glaube an die Verdammung der Bösen.“ Stattdessen wird Jesus Christus als der künftige Richter der Lebenden und der Toten angekündigt. Die Bibel nimmt dieses Gericht sehr ernst und schärft die negativen Konsequenzen eines verantwortungslosen Lebens ein. Zugleich weisen Theologen darauf  hin, dass Jesus der Richter ist und dass es deshalb ein barmherziges Gericht sein wird. Denn sonst könnte niemand bestehen.

Das ist eine gute Botschaft für die Opfer. Ein Gericht über Lebende und Tote lässt keinen in der Vergessenheit und schafft auch den Rechtlosen Recht. Aber wie soll ein barmherziges Gericht über die unbarmherzigen Täter aussehen? Muss da nicht  - bildlich gesprochen - ewige Verurteilung die Antwort sein – um der Gerechtigkeit willen?

So naheliegend dieses Bild ist, es führt nicht wirklich zu Gerechtigkeit. Es zeigt den Bösen lediglich die Härte des Gerichts, lässt sie aber in ihrer Bosheit und ändert nichts. Ein barmherziges Gericht lässt sie gerade nicht in ihrer Bosheit, sondern richtet sie zurecht und richtet sie auf aus ihrer verkrümmten Selbstsucht. Dann siegt am Ende nicht der Stärkere, sondern das Gute. Nur so kommen auch die Opfer zu ihrem Recht: Weil am Ende gerade nicht die Logik der Täter siegt, sondern die Barmherzigkeit Gottes.

 

 

https://www.kirche-im-swr.de/?m=17799
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