SWR3 Gedanken

SWR3 Gedanken

Sie sind überall unterwegs, jedenfalls in den größeren Städten.
Große Plastiktasche über der Schulter,
manche mit dem Einkaufsrolli oder sogar auf dem Lastenfahrrad.
Unterwegs von Mülleimer zu Parkbank,
immer auch mit einem Blick auf Blumenkübel und Fensterbänke.
Sie sind auf der Suche nach leeren Flaschen und Dosen,
die die Leute einfach weggeworfen haben.

Die Pfand-Sammlerinnen und –Sammler leben von den Pfand-Groschen,
die sie im Supermarkt kriegen.
Oder wenigstens verdienen sie sich ein Zubrot damit.
Sie checken Müllcontainer und Tonnen in den Fußgängerzonen und sonstwo –
und ehrlich gesagt:
Ich schaue doch lieber weg, wenn einer da tief hineintauchen muss.
Attraktive Berufe sehen irgendwie anders aus.

Andererseits: ist doch auch nett, dass die Leute unsere Umgebung
ein bisschen sauberer halten; den anderen sogar ihren Abfall hinterherräumen.
Da sollte man den Pfandmenschen ihre Arbeit vielleicht ein wenig erleichtern.
Und tatsächlich: in immer mehr Städten in West- und Süddeutschland
planen findige Leute so etwas wie einen Flaschenhalter;
anzubringen an den mehr oder weniger chicen öffentlichen Mülleimern.
Wer zu wenig Zeit hat, sein Pfandgut selbst zum Laden zu tragen,
kann es da abstellen – und niemand muss mehr im Müll wühlen.
Ginge sicher auch ohne teure Konstruktionen –
einfach einen normalen Getränkekasten hinhängen würde ja schon reichen.

Bliebe aber natürlich die grundsätzlichere Frage:
Warum wird wieder mal nur an Symptomen herumkuriert.
Die Pfandmenschen machen ja einen Skandal sichtbar.
Die unerträgliche Tatsache nämlich,
dass es in einer so reichen Gesellschaft arme Menschen gibt,
die sich aus dem Müll ihren Lebensunterhalt herausangeln müssen.
Auch mit hübsch gestylten Pfandringen auf Straßen und Plätzen
bleibt das skandalös.

Zeit, dass Politik und Kirchen und wir alle uns da mal neu aufstellen.
Denn: Die Probleme liegen deutlich tiefer als Flasche leer!

https://www.kirche-im-swr.de/?m=17780
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